Bei Carissa Aurelia handelt es sich um eine circa 60 km östlich von Cadiz im Tal des Guadalete gelegene Höhensiedlung. Sie wurde vermutlich im 6./5. Jh.v.Chr. von den iberischen Turdetani gegründet und geriet ab dem 4. Jh.v.Chr. unter punische, um 200 v.Chr. unter römische Dominanz. Carissa erreichte seinen Höhepunkt in der Kaiserzeit mit einer Monumentalisierung des Stadtbilds, darunter einem aufwendigen Akropolis-Forum-Komplex. Die Stadt profitierte offenbar von den fruchtbaren Anbauflächen im Tal des Guadalete, der wiederum eine günstige Verkehrsanbindung zum Atlantik und damit Anschluss an den römischen Markt ermöglichte. Die Siedlung wurde wahrscheinlich am Übergang zum Mittelalter aufgegeben.
Sowohl die Stadt als auch ihr größeres Umland sind archäologisch wenig erforscht und bis heute weitgehend frei von moderner Überprägung. In Kooperation mit den Universitäten Sevilla, Groningen und Kiel kann nun dank der großzügigen Unterstützung durch die Fritz Thyssen Stiftung in den kommenden Jahren eine systematische Untersuchung der Siedlung und des oberen Guadelete-Tals erfolgen. Im Zentrum stehen Fragen zur Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die mittels eines multi-disziplinären Ansatzes (u.a. geophysikalische Prospektionen, Surveys und Ausgrabungen, umfassende Materialanalysen) verfolgt werden. Das Projekt ist zudem als tri-nationales Lehrprojekt für fortgeschrittene Studierende konzipiert.
Verantwortliche: M. Heinzelmann (Köln), J. Beltran Fortes (Uni Sevilla), D. Romero Vera (Sevilla), T. de Haas (Uni Groningen), J. Lehmann (Uni Kiel)
Kooperationen: Universidad de Sevilla, Rijksuniversiteit Groningen, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Junta de Andalucía, Ayuntamiento de Bornos, Ayuntamiento de Espera
Finanzierung: Fritz Thyssen Stiftung