Dank der Finanzierung durch die „Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier“ konnte nach einer zweijährigen Unterbrechung durch die „Corona-Krise“ ein weiterer Abschnitt des Bodendenkmals BM 153 (HA 158) erforscht werden. Die Ausgrabungen erfolgten dieses Jahr von September bis Anfang Oktober unter der Leitung von Tamara Ruske M. A., Judith Monschau M. A. und Stephanie Lomp M. Sc. (Archäologisches Institut, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen).
Die diesjährige Fläche lag außerhalb der 2020 und 2021 erforschten Abschnitte der befestigten, späteisenzeitlichen Flachlandgroßsiedlung. Durch den stetig voranschreitenden Braunkohle-Tagebau droht im Norden des Bodendenkmals aktuell ein vollständiger Verlust der archäologischen Substanz. Daher wurde für die neue Grabung ein Areal ausgewählt, das direkt an eine bereits 2011 durch die Außenstelle Titz (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege) ausgegrabene Fläche anschloss. Trotz der Beeinträchtigung dieser Fläche durch eine Brücke war hier mit Blick auf die Ergebnisse von 2011 mit einer guten Befunderhaltung zu rechnen.
Im Rahmen der Lehrgrabung sollten die Siedlungskontinuität zwischen den befestigten und unbefestigten eisenzeitlichen Siedlungsarealen und kaiserzeitliche Siedlungsreste einer im 3. Jh. befestigten Villa Rustica untersucht werden.
Wie in der Ausgrabung von 2011 konzentrierten sich auch in der diesjährigen Kampagne (HA 2024/0080) die eisenzeitlichen Siedlungsreste auf den nördlichen und die römischen Befunde auf den südlichen Abschnitt. Während Pfostenstrukturen und Gruben der Späteisenzeit häufig nur geringmächtig erhalten waren, wiesen einige Befunde römischer Zeitstellung Tiefen zwischen 0,60 und 2,00 m auf.
Eindrucksvoll war die Erhaltung einer doppelten Wall-Graben-Anlage, die im 3. Jh. n. Chr. errichtet wurde, um das Hauptgebäude der Villa Rustica zu schützen. Insbesondere der innere, trichterförmige, 2 m tiefe Befestigungsgraben enthielt umfangreiches Fundmaterial. Er wies zudem auf seiner Sohle eine rechteckige Reinigungsrille auf, die auch in den Profilen der Ausgrabung von 2011 zu erkennen war. Die Grabensohle wurde zunächst durch natürliche Ablagerungsprozesse verfüllt, bevor eine 0,85 m tiefe Schicht mit Baumaterial (Ziegel und Sandsteine) folgte. Letztere ist auch in allen anderen Profilen des inneren und äußeren Grabens vorhanden und deutet womöglich auf eine planmäßige Niederlegung des Hauptgebäudes hin.
Um alle auf einer Grabung anfallenden Arbeitsschritte zu erlernen, standen den Studierenden insgesamt 92 Befunde, darunter Pfostengruben, Gruben, Gräben und ein Brunnen, zur Verfügung. Neben der Anlage von Plana und Profilen erlernten die Studierenden die korrekte Befunddokumentation nach dem Rheinischen Stellenkartensystem (Zeichnen, Fotografieren und schriftliche Dokumentation). Zudem erhielt jeder Studierende eine theoretische und praktische Einweisung in die Vermessungstechnik.
Insbesondere die römischen Befunde enthielten umfangreiches Fundmaterial. Neben Bau- und Gefäßkeramik fanden sich auch Glas- und einige Metallfunde (Kupferlegierung, Eisen). Hervorzuheben sind der Fund einer Melonenperle des 1.─3. Jh. n. Chr. und ein Bronzebeschlag, der möglicherweise ein Schildnagel gewesen sein könnte. Die Aufbereitung des Fundmaterials (Waschen/Beschriften, Bestimmen, Zeichnen) wird durch zwei Studierende im Rahmen eines Praktikums in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege und am Archäologischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt.
Verantwortlich: Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb
Koordination: Tamara Ruske M. A., Judith Monschau M. A., Stephanie Lomp M. Sc.
Kooperationspartner: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland / Außenstelle Titz (Robin Peters M. A./ Dr. Tünde Kaszab-Olschewski)
Förderung: Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier (2020, 2021 und 2024)
Studierende Teilnehmer*innen: Tom Börsch, Lucy Marie Bringmann, Jennifer Frenzel, Sarah Melissa Nowakowski, Florentin Orbons, Susanne Rathke, Linda Reckmann, Matthias Rosenthal, Johannes Seespeck, Oliver Stritzke, Angelika Thoma, Sarah Wellpott