Das Teilprojekt befasst sich seit 2018 mit Fragestellungen rund um die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des städtischen Umlands, wobei mittels Fernerkundung und Begehungen ein Gebiet in einem Radius von 5 km um die antike Stadt systematisch untersucht wird. Hierbei kommt ein breites Methodenspektrum zum Einsatz: zunächst werden auf Basis von modernen Luft- und Satellitenbildern, sowie historischen Luftbildern und Karten, potentielle Fundstellen identifiziert. Bei nachfolgenden Begehungen werden diese dann zur Verifizierung gezielt im Gelände aufgesucht. Positiv identifizierte Sites werden vor Ort umfassend dokumentiert sowie terrestrisch und drohnengestützt fotografiert. Zur Gewinnung chronologischer Informationen erfolgt zudem ein systematisches Keramik-Sampling und es werden – wo immer es sich anbietet – 3D-Geländemodelle erstellt. Ausgewählte Sites werden zudem geophysikalisch und/oder geochemisch untersucht.
In der diesjährigen Kampagne stand vor allem das südwestliche Umland Elusas im Fokus, in dem unterschiedliche Landschaftsformen und diverse Siedlungstypen zu beobachten sind. Mit den durchgeführten Arbeiten konnten weitere 560 Hektar bearbeitet und die angestrebten Surveybereiche damit vollständig erfasst und die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Hierbei wurde vor allem im Gebiet südwestlich der Stadt gearbeitet, wo das eher schwach ondulierte und weite Besor-Tal ins Hügelland übergeht, das etwa 4 km südlich der antiken Stadt beginnt. Insgesamt konnten 32 neue Sites, darunter Farmen, Dörfer, landwirtschaftliche Installationen und Gräber aufgenommen werden. Dabei bestätigte sich der bereits auf Basis der Fernerkundung entstandene Eindruck, dass im südlichen Hügelland aufgrund der vorhandenen stärker profilierten Hänge das aus den Highlands gut bekannte Run-Off-Farming möglich war und entsprechend andere Nutzungsstrategien als in den flacheren Gebieten nördlich Elusas Anwendung fanden.
Eine Besonderheit der Kampagne stellten die ungewöhnlich hohen Niederschläge vor und während des Surveys dar, die einerseits mit unerwartet kühlen Tagen und kalten Nächten einhergingen, vor allem aber für eine außergewöhnlich grüne und blühende Landschaft sorgten. Dies veranschaulichte das Potential der ariden Region, die – dank des hohen Lössanteils in manchen Böden – bei ausreichender Feuchtigkeit eine große Fruchtbarkeit aufweist.
Mit der diesjährigen Kampagne konnten die Feldarbeiten des Umland-Surveys zum Abschluss gebracht werden. Die bei den Begehungen nachgewiesene hohe Zahl und Dichte antiker Befunde weist auf eine fast flächendeckende landwirtschaftliche Nutzung und ein breites Spektrum unterschiedlicher Siedlungsformen hin. Beginnend in römischer Zeit erreichen die Aktivitäten ihren Höhepunkt im 4. bis 6. Jh.n.Chr., während sie mit der arabischen Eroberung fast vollständig zum Erliegen kamen. Die gesammelten Daten werden nun im Rahmen eines Dissertationsprojektes durch Ch. Schöne systematisch ausgewertet.
Mitwirkende: Ch. A. Schöne, Ch. Avenarius, M. Berger, O. Heldt, T. Erickson-Gini
Kooperation: Israel Antiquities Authority