Seit 2022 werden nun drei in ihren landschaftsökologischen Eigenschaften deutlich abweichende Zonen ins Visier genommen: so wird die Landschaft im Norden Elusas von ausgedehnten Sanddünenfeldern geprägt, die offenbar bereits in der Antike bestanden; im Nordwesten schließt sich wiederum eine flache, zwischen höheren Felshügeln eingebettete Hochebene an, während im Süden die bergigen Ausläufer der Negev Highlands beginnen. Dazwischen bilden die von Ost nach West entwässernden Wadi-Systeme des Nahal Revivim, Nahal Bsor, Nahal Atadim starke Zäsuren mit eigenen Charakteristika.
Bereits im Vorfeld der Kampagne war eine Vergrößerung und Neudefinition des Untersuchungsgebiets vorgenommen worden, welches nun einen gleichförmigen Kreis mit einem Radius von 5 Kilometern um das Stadtgebiet bildet. Für dieses ca. 80 Quadratkilometer große Areal wurde zunächst eine systematische Analyse und Fundstellenkartierung auf der Basis rezenter Satellitenaufnahmen und historischer Luftbilder durchgeführt. Für eine systematische Geländebegehung wurden wiederum innerhalb des Kreises vier 2 x 5 km große Transekte festgelegt, die jeweils von der Stadt ausgehend durch die verschiedenen Landschaftszonen bis zum Rand des Untersuchungsgebiets reichen.
Da Elusa inmitten eines militärischen Übungsgeländes liegt, kann der Zugang nur an Feiertagen erfolgen, wofür sich nun mit Yom Kippur und Sukkot eine fast 14-tägige Arbeitsmöglichkeit bot. In diesem Zeitraum wurde mit einem vierköpfigen Team das bereits in den früheren Kampagnen weitgehend bearbeitete Gebiet im Südosten ergänzt und abgeschlossen, ferner die beiden Transekte im Norden und Nordwesten vollständig, sowie das vierte Transekt im Süden in ersten Ansätzen bearbeitet. Insgesamt konnten knapp 80 neue Fundstellen sowie zahlreiche Feldbegrenzungs- und Terrassierungsmauern erfasst, dokumentiert und mittels RTK-GPS kartiert werden. Zu Datierungszwecken erfolgte zudem an allen Fundstellen ein systematisches Keramik-Sampling sowie die Gewinnung von C14-Proben.
Interessanterweise erbrachte der Survey auch für die neu untersuchten Transekte im nördlichen Sanddünengebiet sowie in der nordwestlichen Hochebene ein ganz ähnliches Bild wie im bereits untersuchten Flachland im Südosten der Stadt: so konnten bis in eine Entfernung von ca. 3-4 km vom Stadtgebiet zahlreiche kleine Farmen, Weinpressen und Gärbecken nachgewiesen werden, die auch hier – zusammen mit dem Einsatz großflächiger Düngung – einen intensiven Weinanbau belegen. Der Fund weiterer Tiefbrunnen bestätigt auch in diesen Bereichen die Nutzung des unter Elusa anstehenden Grundwasseraquifers zur Bewässerung der Weinberge. Demgegenüber zeigen die Untersuchungen, dass im hügeligen Bergland im Süden sowie entlang der großen Wadis, das aus den Negev Highlands bekannte Prinzip des Run-off-Farming, also des gezielten Sammelns von Regenwasser mittels Terrassierungsmauern, dominierte. Insgesamt ergibt sich somit für das Umland von Elusa das Bild einer ungewöhnlich differenzierten, an die verschiedenen Landschaftsökologien geschickt angepassten Landwirtschaftspraxis. Da Wein einen deutlich höheren und kontinuierlichen Wasserverbrauch hat, als saisonale Anbauprodukte wie z.B. Getreide, kam es offenbar in der nördlichen Hälfte des Untersuchungsgebiets dank des hier nutzbaren Grundwasservorkommens zu einer Spezialisierung auf den gewinnträchtigeren Weinbau. Interessanterweise scheinen hiermit auch unterschiedliche Siedlungsstrukturen einherzugehen: während in den nördlichen Weinanbaugebieten kleine Einzelfarmen vorherrschen, finden sich im Bereich der Run-off-Systeme auch große dorfähnliche Agglomerationen. Den Gründen für diese unterschiedliche Entwicklung ist noch in weiteren Kampagnen nachzugehen.
Kooperationen: Israel Antiquities Authority
Mitwirkende: M. Heinzelmann, Ch. Schöne, M. Berger, O. Heldt, T. Erickson-Gini