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Forschung aktuell

Bregenz (A): Römerzeitliches Theater nachgewiesen!

Aus den Zentralorten der Provinz Rätien sind bis dato keine Theaterbauten bekannt. Ein breites Methodenspektrum sorgte für Gewissheit: Das römische Bregenz verfügte im 2. Jh. n. Chr. über ein Theater!

Im Ostalpenraum sind lediglich die Bühnentheater der Civitas Camunnorum (Cividate Camuno/I) und von Virunum (Zollfeld/A) bekannt. Geomagnetische Prospektionen im Kastellvicus von Theilenhofen lieferten bis zuletzt die einzigen konkreten Anhaltspunkte für ein Theater in Rätien, fehlten doch Nachweise derartiger Bauwerke fernab des Limes in den Zentralorten der Provinz. Umso bedeutender ist daher das Theater von Brigantium (Bregenz), dessen bauliche Überreste z. T. freigelegt werden konnten.

Noch heute lässt sich am Westabhang der Bregenzer Oberstadt eine Mulde beobachten, die sich mit Geländeformationen unterhalb von Befestigungsanlagen kaum vereinbaren lässt: Der ehemalige Zuschauerraum zeichnet sich als konkaver Einschnitt deutlich ab. Denkmalpflegerische Maßnahmen und geophysikalische Prospektionen führten zusammen mit intensiver Archivrecherche zum Nachweis des Theaters etwas abseits des früh- und mittelkaiserzeitlichen Siedlungsnukleus.

Schon 1944 wurden am Fuße der spätantiken Rückzugssiedlung beim Bau eines Deckungsganges Mauerzüge beobachtet und dokumentiert. Die Befunde gerieten aber im Gegensatz zu den Münzfunden weitgehend in Vergessenheit. Eine Grabung im Jahre 2013 förderte ein radial verlaufendes Mauersegment zu Tage, das sich zunächst einer Deutung entzog. Dank einer Finanzierung des vorarlberg museum machten im Folgejahr durchgeführte geophysikalische Prospektionen Teile der cavea und orchestra sichtbar, ohne dass sie unmittelbar als solche erkannt worden sind. Schließlich sorgte eine neuerliche Grabung, bei der eine weitere Radialmauer untersucht werden konnte, für Gewissheit. Der Bau erhob sich malerisch neben einem kleinen Bach und öffnete sich nach Westen mit Blick über den Bodensee. Dem aktuellen Kenntnisstand nach formen die Mauerzüge zwei Halbkreise mit einem Durchmesser von bis zu 50 m. Die Sitzreihen werden weitgehend aus Holz bestanden haben, boten aber dennoch über 2.000 Personen Platz.

Es ist noch zu früh, um Aussagen über eventuelle Bauphasen und ihre chronologische Einordnung zu machen. Ob der Bau schon in flavischer Zeit in Verwendung war, müssen zukünftige Forschungen klären. Gesichert ist lediglich, dass das Areal noch am Ende des 4. Jh. n. Chr. intensiv begangen wurde.

Verantwortlich: Dr. Karl Oberhofer

Kooperationspartner: Context KG / Claus-Stephan Holdermann; vorarlberg museum.

Mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes, Abt. Archäologie.