Imagines Principum
Das römische Kaiserporträt war, wie seit langem erkannt, ein gezielt und wirkungsvoll eingesetztes Mittel der herrscherlichen Selbstdarstellung und damit Ausdruck von Machtkonstellationen und Loyalitätsverhältnissen. Es sollte den Reichsbewohnern nicht nur eine eindrückliche Vorstellung von der Erscheinung des Kaisers geben, sondern auch seine exponierte Position visualisieren, begründen und letztlich unangreifbar machen. Während Ehreninschriften, Lobreden und Rechenschaftsberichte seine Erfolge genau benennen, historisch verorten und überprüfbar vorlegen können, argumentiert das Porträt als Bildmedium nonverbal mit positiv empfundenen Zeichen und Zuordnungen, mit ästhetischen Werten und mit der lebensnahen körperhaften Präsenz der Rundplastik.
In dem beantragten Projekt soll das rundplastische Porträt des Herrschers als Medium nonverbaler, nichtsdestotrotz aber politischer Persuasions- und Legitimationsstrategien verstanden werden. Untersucht werden soll zunächst die visuelle Vergegenwärtigung von Individualität und charismatischer Persönlichkeit des Kaisers. Welches waren, darauf aufbauend, die Signale, mit denen seine exemplarische Erfüllung überindividueller Verhaltensideale visuell übermittelt wurde, mit denen soziale Hierarchien zum Ausdruck kamen und mit denen auch vergangene Epochen der Reichsgeschichte präsent gehalten wurden. Schließlich soll deutlich gemacht werden, dass die intensive und weiträumige politische Instrumentalisierung der Porträtplastik eine Besonderheit der römischen Kaiserzeit darstellt, die nicht nur eine Forsetzung hellenistischer Herscherrepräsentation ist, sondern sich von anderen kulturgeschichtlichen Horizonten deutlich unterscheidet.
Für diese Untersuchungen bieten die Ergebnisse der neueren Porträtforschung zusammen mit den jahrzehntelangen Vorarbeiten und Materialsammlungen des Forschungsarchivs für antike Plastik eine ausgezeichnete Grundlage. Darüberhinaus bietet sich die Möglichkeit, die bereits heute in der Datenbank ARACHNE verfügbaren Informationen in ihrer systematischen Präsentation an den methodischen Problemstellungen des Projektes zu orientieren, womit diese wiederum Rückbindungen und Kontrollmöglichkeiten aus der Breite der Gesamtüberlieferung erfahren.
Leitung: Prof. Dr. Dietrich Boschung, Prof. Dr. Reinhard Förtsch
Förderung: Fritz Thyssen Stiftung