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Ella Magdalena Hetzel, M.A.

E-Mail: em.hetzelSpamProtectionweb.de
Tel.: 0221-4701397

Dissertationstitel: "Das Handwerk im römischen Köln. Eine Analyse und ein umfassender Überblick über das florierende Kleingewerbe am urbanen Wirtschaftsstandort CCAA"

Lebenslauf

  • Geboren 1989 in Stuttgart
  • 2008 Abitur in Köln
  • 2009-2010 Studium Meteorologie und Geophysik
  • 2010-2013 Bachelor Studiengang Archäologie an der Universität zu Köln mit den Fachrichtungen Klassischen Archäologie und Archäologie der römischen Provinzen
  • 07/2011 Hilfskraft für das Amt für Bodendenkmalpflege amTag der Archäologie Titz
  • 08/2011 4-wöchige Ausgrabungskampagne der Universität zu Köln in Porolissum, Moigrad/Rumänien
  • 11/2011-08/2012 Ausgrabungen des Römisch-Germanischen Museums in Köln
  • 09/2012 3-wöchige Ausgrabungskampagne der Universität Trier in Tertiveri, Puglia/Italien
  • 10-2012-08/2013 Ausgrabungen des Römisch-Germanischen Museums in Köln
  • 08/2013 4-wöchige Ausgrabungskampagne der Universität zu Köln in Alba Iulia/Rumänien
  • 11/2013 BA-Abschluss mit Thema “Römische Gräber um St. Gereon. Der Befunde aus der Grabung Gereonsdriesch 9-11.”
  • 2013-2016 Master Studiengang Archäologie an der Universität zu Köln mit den Fachrichtungen Klassischen Archäologie und Archäologie der römischen Provinzen
  • 11/2013-11/2015 Ausgrabungen des Römisch-Germanischen Museums in Köln
  • 10/2015 Studentische Hilfskraft am DFG-Hafenprojekt “Der frühemittelalterliche Hafen Kölns” (Dr. Michael Dodt), Rheinische Friedrisc-Wilhelms-Universität Bonn
  • 03/2016-04/2016 Ausgrabungen des Römisch-Germanischen Museums in Köln
  • 08/2016-09/2016 Ausgrabungen des Römisch-Germanischen Museums in Köln
  • 10/2016 MA-Abschluss mit Thema “Die spätantiken Kastelle in Niedergermanien”
  • ab 10/2016 Promotionsstudiengang Archäologie an der Universität zu Köln mit dem Thema “Das Handwerk im römischen Köln”
  • seit 10/2016 Wissenschaftliche Hilfskraft am GRK 1878 Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume (Promotion) an der Universität zu Köln und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

 

Projektbeschreibung

Seit über hundert Jahren werden bei Baumaßnahmen in Köln Zeugnisse des florierenden Handwerkes im Umfeld der urbanen römerzeitlichen Siedlung geborgen und dokumentiert. Hierbei handelt es sich um gewerbliche Strukturen, die unterschiedliche Ballungsschwerpunkte aufweisen. Ähnliche Agglomerationsschemen zur Produktions- und Umsatzsteigerung sind aus dem Feld der Wirtschaftslehre bekannt. Die Strukturen der antiken Betriebe und die umfangreiche Dokumentation der Colonia bieten erstmals die Möglichkeit eine Studie auf Basis der Clusterforschung aufzustellen und neue Methoden zu entwickeln.

Im Rahmen des Projektes soll ermittelt werden, welche Veränderungen mit Hinblick auf die Agglomeration einzelner Handwerksfelder auftreten. Dafür werden Informationen in Bezug auf die geographische Lage, die Warenarten und das Formenspektrum des produzierenden Gewerbes zusammengetragen. Zudem ermöglicht eine empirische Studie einer Ausgrabung in der Tel-Aviv-Straße einen mikroskopischen Einblick im Feld der sekundären Glasproduktion in einem wirtschaftlichen Ballungszentrum.

Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das heutige Köln, wurde in einer ökonomisch attraktiven Region in den nordwestlichen Provinzen des Imperiums gegründet. Umgeben von zahlreichen natürlichen Ressourcen und mit dem Zugang zu einem ausgiebigen Wassertransportsystem, entwickelt sich in antiker Zeit ein breit aufgestelltes florierendes Kleingewerbe im Umfeld der zentralen Siedlung. Im Zuge von modernen Baumaßnahmen konnten auf insgesamt 69 Grundstücken Nachweise für handwerkliche Aktivitäten beobachtet werden. Alleine 52 Grabungsgebiete im modernen Stadtzentrum deuten auf eine gewerbliche Nutzung durch Töpfereibetriebe und geben Aufschluss über die Entwicklung und Organisation dieser ökonomischen Einheiten. Somit liegt der Fokus der Agglomerationsforschung für das antike Köln deutlich auf der Produktion von Keramik. Hinzu kommen 10 Grabungsareale mit einem Hinweis auf sekundäre Glasverarbeitung sowie vereinzelte Befunde, die in Zusammenhang stehen mit der Buntmetallverarbeitung, der Herstellung von Marmorinkrustation, der Produktion von Leim, der Veredelung von Knochen oder auch der Herstellung von Backwaren. Durch die Vielzahl an Berichten und Monographien, die sich mit der Auswertung des Materials sowie der Technik und Funktion einzelner Fundgruppen beschäftigen, steht eine ausgiebig ausgearbeitete Grundlage für eine wirtschaftliche Analyse für das Projekt zur Verfügung. (u.a. Riedel 1984, Höpken 2005)

Neben einem umfassenden Überblick der römischen Befunde in Köln bildet eine geographische Auswertung die Basis für die Analyse der gewerblichen Cluster. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden Untersuchungen zur Agglomeration moderner Betriebe durchgeführt. Dabei konnte beobachtet werden, dass sich die räumliche Nähe der Unternehmen förderlich auf den Transfer und die Transformation von Wissen auswirkt.

(Marshall 1890, Weber 1909, Porter 1990, Lehmann/Müller 2010) Das Phänomen des Clusterings ist in der Archäologie bereits als nucleated workshops bekannt. (Peacock 1982, Drexhage/Konen/Ruffing 2002) Dieses Projekt knüpft dabei an diese Beobachtungen an und verbindet wirtschaftliche Theorie mit archäologischen Erkenntnissen. Mithilfe einer Datenbank wird das Produktionsspektrum der römerzeitlichen zentralen Siedlung in Köln betrachtet. Zudem bieten archäologische Auswertungen die Möglichkeit neue Methoden auf Basis der materiellen Kultur sowie der geographischen Daten zu entwickeln. Tiefgreifende Studien zur Genese, Entwicklung und dem weiteren Verlauf von Clusterstrukturen mit Hinblick auf die wirtschaftlichen Effekte bieten einen erweiterten Einblick in die komplexe Welt der antiken Gesellschaft.

Insgesamt wird die Forschungsarbeit im gewerblichen Bereich einer zentralen Siedlung den wissenschaftlichen Diskurs zu den ökonomischen Strukturen des Imperium Romanum vertiefen. Dabei werden neue Aspekte zu Transformationsprozessen der handwerklichen Agglomerationen in antiker Zeit vorgestellt, die Aufschluss über die Organisation und Sozialisation einer Kultur erzeugender Personengruppe geben kann. Des Weiteren bieten archäologischen Ergebnisse den Zugang zu bislang verborgenen Informationen bezüglich positiver als auch negativer Tendenzen in einem antiken Handwerkscluster. Durch die Reflexion des vergangenen ökonomischen Entwicklungsprozesses wird die weitere Entfaltung unserer heutigen Gesellschaft in diesem Bereich gefördert.

Drexhage/Konen/Ruffing 2002: H.-J. Drexhage/H. Konen/K. Ruffing, Die Wirtschaft des Römischen Reiches. 1.–3. Jahrhundert (Berlin 2002)

Höpken 2005: C. Höpken, Die römische Keramikproduktion in Köln. Kölner Forsch. 8 (Köln 2005)

Lehmann/Müller 2010: St. Lehmann/K. Müller, Cluster im Handwerk (Duderstadt 2010)Marshall 1890: A. Marshall, The Principles of Economics (London 1890)

Peacock 1982: D. Peacock, Pottery in the Roman World. An Ethnoarchaeological Approach. (London 1982)

Porter 1990: M. Porter, The competitive Advantage of Nations (New York 1990)Riedel 1984: M. Riedel, Köln. Ein römisches Wirtschaftszentrum (Köln 1984)Weber: A. Weber, Über den Standort von Industrien (Tübingen 1909)