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10.09.2024

Rituale, Abfälle und Sammler: neue Ansätze zu römischen Flussfunden

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Die Mosel bei Trier 1974. Schatzsucher / Privatsammler sind beschäftigt
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Von Excalibur bis zum Nibelungenschatz haben Gewässerfunde schon immer die menschliche Fantasie beflügelt. Archäologische Funde aus Flüssen, Seen und anderen Gewässern sind in der prähistorischen und frühmittelalterlichen Archäologie ein wichtiges Forschungsthema und werden meist als rituelle Opferfunde interpretiert. In der römischen Archäologie haben die Diskussionen über die theoretische und methodische Fragestellung, ob es sich bei Flussfunden um rituelle Opferfunde oder um Abfall handelt, die Forschung zu Gewässerfunden der Römerzeit lange behindert.

In dem nun neu durch die DFG und ihrem britischen Gegenstück AHRC im Rahmen der "UK-German Funding Initiative in the Humanities" finanzierten Projekt Ritual, Rubbish and Retrieval: new approaches to Roman river finds wollen wir die derzeitigen Ansätze deutscher und britischer Wissenschaftler zusammenführen und damit der Forschung zu römischen Flussfunden einen neuen Impuls geben.

Hierbei arbeitet die Archäologie der Römischen Provinzen der Universität zu Köln mit den britischen KollegInnen Prof. Hella Eckardt (University of Reading) und Dr. Philippa Walton (University of Leicester) sowie in Deutschland mit Jun.-Prof. Dr. Ferdinand Heimerl (Universität Trier) zusammen. Das Ziel des Projektes ist es, eine der größten und vielfältigsten Sammlungen römischen Flussfunde aus der Mosel bei Trier zu dokumentieren und zu untersuchen, sowohl in seiner Zusammenstellung als auch in der Sammlungsgeschichte.

In Trier wurden zwischen den 1920er und 1990er Jahren zehntausende von Objekten von der lokalen Bevölkerung und privaten Sammlern aus der Mosel geborgen. Eine Auswahl dieser Funde fand ihren Weg in das Rheinische Landesmuseum Trier, während zahlreiche Objekte bei den Sammlern verblieben. Da alle diese Sammler inzwischen hochbetagt sind, drohen ihre Sammlungen undokumentiert verstreut zu werden. Damit würden alle mit den Funden verbundenen Informationen verloren gehen, da bislang nur einige der herausragendsten Funde publiziert worden sind. Daher ist es ein Ziel unseres Projektes, die Flussfunde möglichst vollständig zu dokumentieren und ihre ursprüngliche Funktion, Datierung und soziokulturelle Interpretation (Abfall oder Votivopfer?) zu ermitteln.

Wir erhoffen uns von diesem Projekt nicht nur, die überaus zahlreichen Funde für die Forschung zugänglich zu machen, sondern vor allem neue Forschungsansätze zum antiken Umgang mit Abfällen, der Deponierung von Objekten in Gewässern und den Votivpraktiken in römischer Zeit zu gewinnen. Ein weiteres Ziel ist es, Sammler von archäologischen (Fluss)Funden besser zu verstehen, um eine bessere Zusammenarbeit mit dieser Gruppe archäologisch interessierter Menschen zu ermöglichen – ein Ergebnis, dass für alle archäologischen Epochen von Bedeutung sein wird.

Verantwortliche: Eckhard Deschler-Erb, Stefanie Hoss

Kooperationen: Hella Eckardt (University of Reading), Philippa Walton (University of Leicester), Ferdinand Heimerl (Universität Trier)

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft