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Peripheres Wohnen und Arbeiten in der Colonia Ulpia Traiana

Die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) befindet sich auf dem Stadtgebiet des heutigen Xanten, wurde in nachantiker Zeit aber nie überbaut. Seit dem 16. Jahrhundert und verstärkt dem 19. Jahrhundert kam es zu archäologischen Forschungsarbeiten und Grabungen im Bereich der CUT, die 1973 in der Gründung des LVR-Archäologischen Parks (APX) ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Durch den Schutz der Bodendenkmäler bietet sich Archäologen seither eine nahezu einzigartige Gelegenheit, eine römische Stadt in den Nord-West-Provinzen mit all ihren Facetten zu erforschen. Der APX stellt damit das ideale Umfeld für angehende Archäologen*innen dar, die archäologische Feldarbeit zu erlernen sowie die bereits angeeigneten Fähigkeiten zu verbessern. In einer auf fünf Jahre ausgelegten Forschungskampagne (2016-2020) des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln wird somit zum einen eine Ausbildung zu allen Aspekten einer modernen Ausgrabung – inkl. 3-D Vermessung und 3-D Dokumentation – ermöglicht und zum anderen ein bisher noch weitgehend unbekanntes Wohnquartier der CUT (Insula 22) wissenschaftlich näher untersucht. Nachdem die ersten zwei Jahre dieses Projekts mit Eigenmitteln bestritten worden sind, wird die Grabung seit 2018 durch die Fritz-Thyssen Stiftung gefördert.

Primäres Ziel der Grabungen war ein mehrphasiger Großbau am Nordrand des antiken Quartiers aus der Colonia-Zeit (ab dem späteren 1. Jahrhundert n. Chr.), zu dem unter anderem ein umfangreich gestalteter Eingangsbereich mit Wasserbecken gehörte. Unterhalb dieser Bebauung fanden sich materialreiche Erdgruben, die Zeugnis für eine Frühphase römischer Besiedlung in Xanten ab dem frühen 1. Jh. n.Chr. darstellen.

Neben der Kooperation mit dem APX und seinen Wissenschaftler*innen kann für die Forschungskampagnen vor allem auf die Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln (Institut für Baubetrieb und Vermessung + Institut für Informatik) sowie der Integrativen und prähistorischen naturwissenschaftlichen Archäologie (IPNA) der Universität Basel-CH zurückgegriffen werden. Dies ermöglicht es zum einen, neue Wege für die vollständige dreidimensionale Erfassung einer archäologischen Ausgrabung zu entwickeln und zum anderen von Grabungsbeginn an antike Tier- und Pflanzenreste für die Auswertung und Interpretation der freigelegten Befunde mit einzubeziehen.

Die Forschungs-/Lehrgrabungen in der CUT sind bis 2019 terminiert. Für das abschließende Jahr 2020 des Projekts ist eine umfassende Auswertung der Grabungen angesetzt, die in einer Publikation der Ergebnisse münden soll.

 

Verantwortlich:

Koordination:

Kooperationspartner:

  • Archäologischer Park Xanten (Dr. Martin Müller, Dr. Norbert Zieling)
  • Technische Hochschule Köln - Institut für Informatik und Ingenieurwissenschaften (Prof. Dr. Horst Stenzel)
  • Institut für Baubetrieb und Vermessung (Prof. Dr.-Ing. Knud Sauermann)
  • Universität Basel – Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (Dr. habil. Sabine Deschler-Erb)

Förderung: Fritz-Thyssen Stiftung (2018-2019)

Berichte für aktuelle Forschungen:

Publikationen:

  • S. Pircher, INTRA MUROS – Vorbericht zur ersten Grabungskampagne des Archäologischen Instituts der Universität Köln in der Insula 22 der Colonia Ulpia Traiana. KuBa 6, 2016 (2017) 131-138.

  • S. Deschler-Erb/Ö. Akeret/S. Häberele, Gemeinsam stark – Der archäobiologische Feldkurs in Xanten 2016. KuBa 6, 2016 (2017) 139-141.

  • S. Pircher, Zwischen Mauern und Scherben – Vorbericht zur zweiten Grabungskampagne des Archäologischen Instituts auf Insula 22 der Colonia Ulpia Traiana. KuBa 7, 2017 (2018) i. Druck.

3D-Dokumentation

Seit mittlerweile drei Jahren richtet das Archäologische Institut der Universität zu Köln (UzK) eine Lehrgrabung im Archäologischen Park in Xanten (APX) aus.

Bereits in den vergangenen Jahren unterstützte das Institut für Baubetrieb und Vermessung der Technischen Hochschule Köln (THK) das Vorhaben bei der dreidimensionalen Vermessung. Durch die finanzielle Unterstützung der Fritz-Thyssen-Stiftung wurde uns jetzt die Möglichkeit gegeben, mit weiteren Fachbereichen zusammenzuarbeiten. Parallel zu einem archäologischen Forschungsprojekt setzen wir uns wissenschaftlich und wirtschaftlich mit den digitalen Möglichkeiten einer kompletten dreidimensionalen Grabungsdokumentation auseinander. Primäres Ziel ist es, die Notwendigkeit und den Mehrwert einer solchen zu prüfen sowie ihre Wirtschaftlichkeit zu untersuchen.

Ein wesentliches Instrument der Bedarfsbestimmung für ein digitales dreidimensionales Dokumentationssystem ist es, einen Leitfaden für die Durchführung einer digitalen Erfassung der Grabung zu entwickeln. Für diesen Zweck erweiterten wir unsere Arbeitsgruppe um das Institut für Informatik und Ingenieurwissenschaften der THK. Parallel zu den traditionellen Methoden einer Lehrgrabung wird in der 3D-Dokumentation der Schwerpunkt auf die digitale Erfassung von Informationen und deren Verknüpfung in einer visuellen Umgebung gelegt. Zu diesem Zweck begleiteten uns seit Anfang der Kampagne zwei Masterstudenten der Informatik auf der Grabungsfläche in Xanten. Unterstützt wurden diese von einer dritten Studentin aus Gummersbach.

Die in der Abbildung aufgezeigten Schritte wurden in der Feldkampagne im Archäologischen Park Xanten entwickelt und werden im folgenden Semester im Rahmen eines "Guided Project" am Institut für Informatik fortgeführt. Im kommenden Jahr werden wir die Anwendung auf Ihre Verwendbarkeit und Effizienz testen. Für die Zukunft ist eine Erweiterung des Dokumentationstools, dass auch analytische Informationen darstellen kann, geplant.

[Dipl. -Ing. (FH) Sabrina Geiermann]

Erste Erkenntnisse der Informatiker*In:

Um alle Prozesse einer Grabung und deren Zusammenhänge, sowie die nötigen Grundlagen zu verstehen, begleiteten wir die vierwöchige Lehrgrabung in Xanten. Beim Graben, Vermessen, Waschen und Dokumentieren nahmen wir Teil und lernten so aus erster Hand, wie eine Grabung abläuft. Zusätzlich zu den Feldarbeiten recherchierten wir über neueste 3D-Dokumentationstechniken. Wir konzipierten und testeten neue Methoden zur Erfassung von Befunden und Erdschichten im Laufe der Grabung. Darüber hinaus versuchten wir den gesamten Prozess der Dokumentation verstehen um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Wir setzten uns mit der bisherigen Dokumentationsstruktur der Archäologie im Allgemeinen und den Methoden des APX im Speziellen auseinander. Aus den Erkenntnissen der Grabung wurde ein Konzept entwickelt, wie moderne Technologien der Dokumentation und Auswertung in Zukunft behilflich sein könnten. In diesen Prozess banden wir alle Projektpartner sowie die Studierenden der Archäologie mit ein, um eine bestmögliche Ausgangsposition für zukünftige praktische Anwendungen einer digitalen Grabungsbegleitung zu schaffen.

[Lukas Büscher B.Sc., Jörn Richter B.Sc., Semiya Pape B.Sc.]

vergrößern:
Leitfaden des digitalen 3D-Dokumentation eines Grabungsschnittes.

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