Larisa am Hermos. Ostgriechischer Aristokraten- bzw. Tyrannensitz, äolische Gründung und Fundort äolischer Keramik
Aufbauend auf kritischer Durchsicht der Grabungspublikation und der Vorberichte sowie der Auswertung der in der Archäologischen Sammlung der Universität Göttingen wiederentdeckten, nicht für die Grabungspublikation herangezogenen Grabungsunterlagen und der in diese Sammlung gelangten, umfangreichen Fundkeramik, kam es zu einer Neubewertung der Rolle Larisas, deren Hauptresultate folgende sind: Vor dem historischen Hintergrund ließ sich klären, wann Larisa Königs-, Aristokraten-, Tyrannensitz und ´demokratische` Polis war und wie sich das Verhältnis zu Persern bzw. Athenern gestaltete. Die bekannte Interpretation des sog. Alten Palastes als auf östliche Vorbilder bezugnehmend stellte sich als reine Projektion heraus. Es konnte eine Zerstörung von Larisa während des sog. Ionischen Aufstands erschlossen (498 v. Chr.) und begründet werden, daß die Errichtung einer von der Wohnsiedlung abgetrennten, einen Palastbezirk mit einem Megaron (!) und ein altes Heiligtum umgürtenden Burg bald nach 498 stattfand, wobei dieses Heiligtum erneuert wurde. Noch klarer als in der Grabungspublikation wurde dargelegt, daß die Neuanlage ein von der persischen Großmacht abhängiger ostgriechischer Tyrannensitz war. Es ergab sich, daß Larisa schon seit 450 v. Chr. zum Delisch-Attischen Seebund gehörte (bis 412 v. Chr.). Hinweise wurden dafür zusammengestellt, daß die Niederlassung von Griechen schon um 1000 v. Chr. und als friedliche Zusiedlung erfolgt sein könnte. Der seit 700 v. Chr. weitgehend griechische Charakter des Ortes ließ sich auch über das reiche Keramikmaterial, aber ebenso über die nur schlecht veröffentlichte, archaisch-klassische Nekropole fassen, von der erstmals viele Gräber zusammenhängend vorgelegt und analysiert wurden, was nicht nur Aufschlüsse über die Bestattungformen, sondern auch über die sozialen und politischen Verhältnisse und ihre Veränderungen brachte.
Leitung: Prof. Dr. Dieter Hertel