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Digitalisierung der Archive Fittschen und Malter

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v. n. l. n. r.: R. Förtsch, F. Fless, K. Fittschen, G. Fittschen-Badura, D. Boschung

Das Ziel des von der DFG unterstützten Projektes ist die Konservierung und wissenschaftliche Erschließung der Archive Fittschen und Malter über die Internet-Datenbank ARACHNE.

Das Forschungsarchiv hat in den Jahren 1998 und 2000 von Gisela Fittschen-Badura und von Barbara Malter die beiden bedeutendsten privaten Negativarchive im Bereich der Klassischen Archäologie erworben und damit eine kommerzielle Verwertung verhindert. Es handelt dabei sich um ca. 20.000 Mittel- und Großformatnegative. Beide Archive besitzen innerhalb der Klassischen Archäologie exzeptionellen Wert: durch die Prominenz der dokumentierten Skulpturenkomplexe wie auch durch die hohe Qualität der fotografischen Aufnahmen, die neue professionelle Standards in der Klassischen Archäologie gesetzt haben.

Als Ergebnis sollen die genannten Bestände der Forschung über die Internetversion von ARACHNE weltweit kostenlos zugänglich gemacht werden, was für die Grundlagen der Erforschung antiker Skulptur eine wesentliche quantitative und qualitative Verbesserung bedeuten würden. Neben der weltweiten Bereitstellung der Fotografien würden die Denkmäler unter vielen kombinierbaren Kriterien für komplexe wissenschaftliche Fragestellungen aufbereitet.

Seit gut zwei Jahrzehnten dürfte es comunis opinio in der Klassischen Archäologie sein, daß die Aufnahmen von Gisela Fittschen-Badura wie die von Barbara Malter neue qualitative Standards gesetzt haben. In gegenseitiger Beeinflussung und durch enge Zusammenarbeit mit führenden Forschern hat sich im Laufe der Jahre bei beiden Fotografinnen eine gewisse Standardisierung ergeben: in der Wahl von Aufnahmeperspektiven, der Herausarbeitung von beurteilungsrelevanten Details wie auch in der Erfassung einer ästhetischen Gesamtwirkung. Dadurch werden die Fotos beider Archive zu herausragenden Arbeitsinstrumenten für Datierungsfragen, Replikenrezensionen sowie weitere typologische und stilistische Fragestellungen.

Im Fittschen-Archiv sind Aufnahmen antiker Porträts zusammengetragen. Sie umfassen die Museen, vor allem auch die Museumsmagazine in Rom weitgehend vollständig. Daneben sind aber auch so unzugängliche Porträts wie die der Magazine des Nationalmuseums in Neapel aufgenommen. Neben diesen und ähnlich prominenten Komplexen sind aber auch die so gut wie unbekannten antiken Bildnisse aus Provinzmuseen Italiens und anderer Mittelmeerländer zu nennen, hinzu kommen die Ergebnisse einer mehrmonatigen Materialerschließungsreise durch die USA.

Im Malter-Archiv liegt der Schwerpunkt auf der stadtrömischen Idealplastik. Prof. Dr. E. La Rocca begann in den 80er Jahren mit einer systematischen Fotodokumentation der Antiken im Besitz der Comune di Roma. Mit den zentralen Komplexen dieser Aufnahmekampagnen der Comune di Roma war Barbara Malter betraut.

Das Fittschen-Archiv ist das größte und qualitätvollste Einzelarchiv zur Erforschung der römischen Porträts. Es trägt Züge einer umfassenden, in die Breite ausgerichteten Erfassung von Grundlagenmaterialien. Museums- und Magazinbestände wurden systematisch aufgenommen, und daraus entwickelten sich einzelne Forschungsprojekte und wissenschaftliche Untersuchungen. Die Porträtforschung hat innerhalb der Klassischen Archäologie in den 80er Jahren einen starken und bis heute anhaltenden Bedeutungszuwachs erfahren. Die Bildnisse der Kaiser und ihrer identifizierbaren Angehörigen sind Fixpunkte für die Chronologie etwa von Sarkophagen und Idealplastik. Zum anderen bieten sie, zusammen mit den Privatporträts, einen zentralen Zugang zu Selbstdarstellung und Selbstverständnis der antiken Eliten.

Das Malter-Archiv setzt sich, anders als das Fittschen-Archiv, aus vielen direkten Dokumentationen konkreter Forschungs— und Ausstellungsprojekten der Comune di Roma zusammen. Insbesondere wurden Skulpturen dokumentiert, die man zu aktuellen Forschungs-, Ausstellungs- und Wiedereröffnungsprojekten gereinigt, entrestauriert oder zu antiken Gruppen rekonstruiert hatte. Zu nennen wären hier so aufsehenerregende Projekte wie die griechischen Skulpturen aus dem Giebel des Sosianus-Tempels, aber auch fotografische Dokumentation der Entrestaurierung zentraler stadtrömischer Monumente wie der Reliefs der Ara Pacis oder historischer Reliefs Hadrians und Marc Aurels.

Leitung: Prof. Dr. Reinhard Förtsch

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)