Die sog. „Kölner Jagdbecher“ - Zu einer Keramikproduktion im römischen Rheinland des 2. Jh. n. Chr.
Im Rahmen eines Postdoktoranden-Stipendiums des Graduiertenkollegs am Archäologischen Institut der Universität zu Köln („Formierung und Selbstdarstellung von Eliten in den Städten des Römischen Reiches“) konnte eine spezifische Gruppe der römischen Glanztonkeramik, die sog. „Kölner Jagdbecher“, untersucht werden. Mithilfe einer möglichst vollständigen Gesamtaufnahme dieser Keramikgruppe wurde erstmals eine auswertbare Materialgrundlage zur Klärung wichtiger ikonographischer und funktionaler Problemstellungen sowie Fragen zur Handels- und Technikgeschichte erstellt.
Demnach bildet die reduzierend gebrannte Glanztonware innerhalb der provinzialrömischen Keramikindustrie des Rheinlandes eine der dominierenden Keramikgattungen der mittleren Kaiserzeit. Köln erweist sich dabei als Hauptproduktionsort der sog. „Kölner Jagdbecher“, einer besonders signifikanten Keramikgruppe, die nahezu ausschließlich auf die Nordwestprovinzen des Römischen Reichs begrenzt blieb. Anders als die üblichen Barbotine-Becher mit einem einheitlichen ornamentalen oder floralen Dekor zeigen die Jagdbecher einen reichen figürlichen Reliefschmuck aus Tieren. Die in stereotypen Frieskombinationen aufgereihten lokalen und exotischen Tierarten, die zuweilen durch Gladiatorenszenen erweitert werden, erlauben eine Interpretation als ausschnitthafte Darstellungen des vielfältigen Unterhaltungsprogramms römischer Amphitheater (munera, venatio). Diese „Spektakel“ in der Arena waren nicht allein die öffentliche Angelegenheit weniger vermögender Mitglieder der Elite des römischen Reiches, sondern spielten in der privaten Lebensorganisation der zunehmend romanisierten Reichsbevölkerung eine bedeutende Rolle. Der in der römischen Ikonographie verhaftete Bildschmuck der Kölner Jagdbecher kann somit als Beleg für den seit dem 2. Viertel des 2. Jahrhunderts zunehmenden Romanisierungsprozess gewertet werden.
Publikationen
- Musizierende Tiere? Zu einem Barbotine-Becher aus Krefeld-Gellep, KölnJb 28, 1995, 635 ff.
- Die Kölner Jagdbecher im römischen Rheinland. Form und Dekor, Funktion und Handelsgeschichte einer Kölner Geschirrproduktion im 2. Jahrhundert n. Chr., KölnJb 31, 1998, 71 ff.
- Panem et Circensis. Szenen der Massenunterhaltung auf Kölner Jagdbechern, KölnJb 32, 1999, 777 ff.
- Jagd- und Arenaszenen auf Kölner Tongefäßen, in: H.-G. Horn/H. Hellenkemper/G. Isenberg/H. Koschik [Hrsg.], Fundort Nordrhein-Westfalen. Millionen Jahre Geschichte. Ausstellungskatalog Köln [2000] 333 ff.
- Jagd- und Arenaszenen auf Kölner Tongefäßen. Keramikproduktion des römischen Köln im 2. Jahrhundert, Kölner Universitätsjournal. Berichte aus der Universität zu Köln 31/3 [2001] 52 f.
- Berufsathleten im römischen Köln- Ein außergewöhnlicher Neufund aus dem Thermenkomplex am Cäcilienkloster.- Kölner Museums-Bulletin 2008 (im Druck – Manuskript liegt vor)
Leitung: Priv.-Doz. Dr. Werner Oenbrink