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Forschung aktuell

Tel Shalem (Israel): Zweite Ausgrabungskampagne in einem kaiserzeitlichen Reiterkastell bei Bet Shean

Vom 14.3. bis 5.4. führte das Archäologische Institut der Universität zu Köln eine zweite Ausgrabungskampagne in dem kaiserzeitlichen Militärlager von Tel Shalem durch, das zuletzt von einer phrygischen Reitereinheit belegt war. Das Projekt erfolgt in Kooperation mit dem Israel Museum und der Hebrew University in Jerusalem sowie dem Macalester College St. Paul (USA). Es wird seit 2019 von der Gerda Henkel Stiftung unterstützt.

Die Arbeiten der Kampagne 2019 konzentrierten sich erneut auf das Fahnenheiligtum der Principia, das nun vollständig ausgegraben werden konnte. Hierbei wurde der 2017 nur teilweise erfasste Mosaikfußboden zur Gänze freigelegt. Zusätzlich zu der 2017 entdeckten Weihinschrift an das Feldzeichen der Ala VII Phrygum fand sich nun im Eingangsbereich des Heiligtums eine zweite Mosaikinschrift desselben Präfekten Q. Pomponius Sanctianus, in der die Stiftung des Fahnenheiligtums, hier als ‚aedes’ bezeichnet, erwähnt wird. Hinsichtlich der Chronologie des Gebäudes konnten die Beobachtungen der ersten Kampagne weitgehend bestätigt werden: die Principia weist im Wesentlichen drei Hauptnutzungsphasen auf, wobei das Mosaik der spätesten Renovierungsmaßnahme aus dem frühen 3. Jahrhundert angehört. In dieser wurde das Fahnenheiligtum auch durch die Aufstellung von Säulen aufwendig neugestaltet.

Vor der Fassade des Fahnenheiligtums wurden die Reste von vier Statuenpostamenten sowie einer großen Marmorinschrift gefunden. Die Inschrift erinnert an die Aufstellung einer Statue Caracallas durch die Ala VII Phrygum. Ausführender war erneut der Präfekt Q. Pomponius Sanctianus, dessen Wirken somit in severische Zeit datiert werden kann. Die Inschrift erwähnt zudem einen bislang unbekannten Provinzstatthalter namens Attidius Pratextatus.

In zwei Teilbereichen dieses Grabungsareals konnten bauliche Strukturen eines Vorgängerlagers erfasst werden, dessen Existenz auch durch die bereits früher durchgeführten geophysikalischen Prospektionen nahegelegt wird. Entsprechend der vorläufigen Keramikauswertung scheint dieses ältere Lager im späten 1. oder frühen 2. Jh.n.Chr. entstanden zu sein; es ist noch nicht geklärt, welche Einheit darin stationiert gewesen ist. Zugleich fanden sich Indizien für eine nochmals frühere Siedlungsphase aus der späthellenistisch-frührömischen Zeit. Sie könnte möglicherweise mit der durch Schriftquellen belegten Zivilsiedlung bei Tel Shalem in Zusammenhang stehen, in der auch Johannes der Täufer gewirkt haben soll.

Eine zweite Sondage im Osten des Lagers zielte auf die Untersuchung der Via Praetoria und der angrenzenden Reiterbaracken. Es zeigte sich, dass die Erhaltungsbedingungen in diesem Bereich wesentlich schlechter sind. Gefunden wurden nur Fundamente und beidseits der Straße Wasserbecken, die möglicherweise als Pferdetränken zu interpretieren sind. In den kommenden Kampagnen sollen die Untersuchungen auf andere Bereiche des Lagers und seiner Vorgängerbebauung ausgedehnt werden.

Kooperationspartner: Hebrew University Jerusalem (Benny Arubas), Israel Museum Jerusalem (Dudi Mevorah), Macalester College St. Paul (Andrew Overman)

Teilnehmer: M. Angenendt, D. Brunner, S. Braun, S. Knura, E. Krewer, L. Niehues, F. Nietschke, A. Schröder, J. Steffestun, K. Zerzeropoulos, H. Goldfus, O. Ron, A. Vainer, Sh. Tager, A. Bartfeld, V. Uziel, A. Kedem, C. Green, E. Gibbs, K. Coia and M. Kreher sowie Studierende der Bar Ilan Universität sowie zahlreiche Voluntäre

Verantwortliche in Köln: Michael Heinzelmann, Eckhard Deschler-Erb

Finanzierung: Gerda Henkel Stiftung