Zeitgleich wurden die geophysikalischen Prospektionen fortgesetzt. Nachdem sich von den bislang getesteten Methoden Magnetometrie als effizientester Ansatz erwiesen hat, wurden mit diesem Verfahren inzwischen rund 25 Hektar des Stadtgebiets flächendeckend prospektiert. Die Ergebnisse lassen das gesamte Straßennetz, zahlreiche Großbauten und Häuser erkennen. Hierbei scheint sich ein möglicher Siedlungsnukleus im östlichen Teil der Siedlung abzuzeichnen, der in einer nachfolgenden Kampagne untersucht werden soll. Flankierend wurde durch D. Zell mit hochauflösenden Kameras eine Drohnenbefliegung des Stadtareals und seines Umlands zur Erstellung von Orthophotos und eines Geländemodells durchgeführt.
Der Hauptschwerpunkt der Kampagne lag auf der Durchführung weiterer stratigraphischer Sondagen. Hierbei wurden zwei der letztjährig begonnenen Grabungsareale fortgesetzt und bis auf den gewachsenen Boden abgetieft. Es liegen nun für zwei der untersuchten Straßen vollständige Stratigraphien mit bis zu 40 Nutzungsphasen vom Siedlungsbeginn im 3./2. Jh.v.Chr. bis zur Aufgabe des Ortes in frühislamischer Zeit im 7./8. Jh.n.Chr. vor. Es zeigte sich, dass der hier untersuchte Bereich zwar in hellenistischer Zeit bereits frequentiert wurde, doch muss in diesem Zeitpunkt die eigentliche Siedlung weiter im Osten gelegen haben. Erste Gebäude und das eigentliche Straßennetz werden in den durchgeführten Sondagen ab dem 1./2. Jh.n.Chr. fassbar. Den städtebaulichen Höhepunkt erreichte die Siedlung jedoch in der Spätantike, als im mittleren 5. Jh. sämtliche Straßen aufwendig gepflastert, zahlreiche Bauten neu errichtet und bestehende Gebäude mit straßenseitigen Portiken ausgebaut wurden. In dieser Phase ist auch ein aufwendiges Abwassersystem installiert worden. Zwei weitere Sondagen galten der Untersuchung eines großen Peristylbaus von 70 x 70 m. Er verfügte über einen gepflasterten Innenhof, der an vier Seiten von Portiken und gleichförmigen Räumen umgeben und mit farbigem Wandverputz dekoriert war. Möglicherweise diente er als Markt- oder Verwaltungsgebäude. Die vorläufige Keramikauswertung weist auf eine Entstehung im frühen 4. Jh.n.Chr. und eine tiefgreifende Erneuerungsphase im 5. Jh. hin. Das Gebäude wurde über älteren Mauern mit Lehmziegeln und divergierender Orientierung errichtet. Insgesamt konnten mit den bislang durchgeführten Sondagen sehr detaillierte und gut datierbare Einblicke in die Siedlungsgenese dieses Bereichs des Stadtgebiets gewonnen werden. Da nach dem 7./.8. Jh. keinerlei Eingriffe in die Siedlung mehr zu verzeichnen sind und die antike Bausubstanz erstaunlich gut erhalten ist, bietet der Ort ein außergewöhnliches Potential für übergreifende urbanistische Fragestellungen.
Das Projekt wird als Lehrgrabung durchgeführt. An den Wochenenden fanden Exkursionen zu weiteren Ausgrabungenn im Negev, in Galiläa und am See Genezareth sowie nach Jerusalem statt.
Teilnehmer: M. Heinzelmann (Leitung), T. Erickson-Gini (Ko-Direktorin und Keramik), M. Broisch (Koordination), M. Apatsidis, D. Heinzelmann, M. Hüppe, J. Lauer, S. Lehnig, Sh. Moshfeq Nia, A. Müller, F. Nitschke, N. Pickartz, A. Recht, Ch. Schöne, A. Schröder, J. Seidel, D. Wozniok, K. Zerzeropoulos
Kooperationen: Israel Antiquity Authority, Israel Nature and Parks Authority, Institute of Archaeology of the University of Haifa, Institut für Geophysik an der Universität zu Köln