Begünstigt durch eine Feuchteperiode zwischen dem 3. und 6. nachchristlichen Jahrhundert entstand im nördlichen Negev in diesem Zeitraum eines der produktionsstärksten Weinanbaugebiete des östlichen Mittelmeerraums mit weitreichenden Handelsverbindungen. Elusa war sein administratives und wirtschaftliches Zentrum mit dem einzigen Theater der Region und eigenem Bischofssitz. Die Stadt gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe 'Weihrauchstraße'.
Die etwa 80 Hektar umfassende Stadt liegt weitgehend unerforscht unter dem Wüstensand und wurde bislang nur in wenigen Randbereichen untersucht. Ihre Struktur und Entwicklung zwischen dem 3. Jh.v. und 8. Jh.n.Chr. sind unbekannt. Die im Frühjahr 2015 durchgeführte Kampagne hatte primär zum Ziel, das Potential des Ortes für weiterführende urbanistische Untersuchungen zu prüfen. Durchgeführt wurden eine systematische Drachenbefliegung, ein großflächiger Survey, Tests mit verschiedenen geophysikalischen Prospektionsmethoden sowie drei stratigraphische Sondagen an ausgewählten Punkten des Straßensystems. Mithilfe von Luftibildern und Geophysik lassen sich Straßennetz und Bebauungsstruktur in größeren Zügen rekonstruieren. Bei den Grabungen zeigte sich, dass der Ort nicht schon im 6. Jh., wie bislang angenommen, sondern erst nach einer früharabischen Nachbesiedlung vermutlich im 8. Jh. verlassen wurde. Zwar wurden im 19. Jh. die oberirdisch sichtbaren Steinblöcke zum Bau von Gaza-Stadt abgeführt, doch blieben alle unter dem Sand liegenden Partien bis heute ungestört. Die noch erhaltenen Gebäudestrukturen erreichen Höhen von 3-5 m. Erstaunlicherweise wurden sämtliche Straßen in der Spätantike mit einem noch vollständig erhaltenen, hervorragend gefugten Plattenpflaster versehen, einem außergewöhnlichen Dokument des städtischen Wohlstands Elusas in diesem Zeitraum. Unter der Pflasterung fanden sich bis zu 20 ältere Straßenhorizonte, welche einen kontinuierlichen Anstieg des Nutzungsniveaus um bis zu 2 m dokumentieren. Eine besondere Überraschung war der Nachweis eines aufwendig gebauten Abwasserkanalsystems. Offenbar verlaufen unter den Hauptstraßen Hauptkanäle, die mit einer Breite von 50 cm und einer Höhe von 75 cm ungewöhnlich groß dimensioniert sind. Einer der Kanäle konnte über eine Länge von ca. 50 m erforscht werden. Hierbei wurden zahlreiche kleinere Seitenkanäle beobachtet, welche die benachbarten Gebäude entwässerten und offenbar gleichzeitig mit dem Hauptkanal angelegt wurden. Das Abwassersystem dokumentiert nicht nur den hohen Lebensstandard und Organisationsgrad der Stadt, sondern könnte ein weiteres Indiz für die wesentlich höheren Niederschlagsmengen im Negev in der Spätantike sein.
Teilnehmer: M. Heinzelmann (Leitung), T. Gini-Erickson (Ko-Direktorin und Keramik), M. Broisch, T. Fuchs, D. Heinzelmann, K. Miller, A. Müller, F. Nitschke, N. Pickartz, N. Pini, M. Röhl, A. Recht, R. Sardak, Ch. Schöne, A. Schröder, J. Seidel
Kooperationen: Israel Antiquity Authority, Israel Nature and Parks Authority, Institute of Archaeology University of Haifa