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Forschung aktuell

Elusa (Israel): Umland-Survey

Vom 21.2. bis 16.3.2020 fand in der Negev-Stadt Elusa eine weitere Forschungskampagne statt. Die Arbeiten konzentrierten sich in diesem Jahr auf das unmittelbare Umland, mit dem Ziel, die zur Stadt gehörigen Landwirtschafts- und Siedlungsstrukturen zu erfassen.

In einem extensiven Survey konnten in dieser Kampagne ca. 790 Hektar systematisch begangen und dabei 72 Fundstellen kartiert werden. Unter den neu gefundenen Strukturen befindet sich ein größeres Dorf südöstlich des Stadtgebietes sowie zahlreiche Farmen, Weinpressen, Brunnen, Zisternen, Feldbegrenzungsmauern, Steinbrüche, Straßen und Nekropolen. An allen Fundstellen erfolgten zu Datierungszwecken kleinräumige Intensiv-Surveys. Zusätzlich wurden an ausgewählten Fundstellen geophysikalische Prospektionen durchgeführt. 3D-Geländemodelle auf Basis von drohnengestützter Luftbilder, sowie pRFA-Bodenproben liefern zusätzliche Einblicke.

Einen weiteren Untersuchungsschwerpunkt bildete das Phänomen der antiken Düngung: auf allen landwirtschaftlich genutzten Flächen im Umland von Elusa findet sich an der Oberfläche ein äußerst dichter Keramikschleier. Es wird angenommen, dass diese oft kleinfragmentierten Scherben zusammen mit organischem Dünger aus der Stadt auf die Felder aufgebracht wurden, wo sie sich im Laufe der Zeit durch Winderosion auf der heutigen Oberfläche verdichtet haben. In mehreren Testarealen wurden systematische Intensiv-Surveys durchgeführt, um Daten für eine statistische Auswertung zu gewinnen.

Trotz eines vorzeitigen Abbruchs der Kampagne wegen der Corona-Krise erbrachten die diesjährigen Untersuchungen vielfältige Einblicke in das Landwirtschaftssystem Elusas. Eine Hauptbeobachtung ist, dass - abweichend von den übrigen Negev-Siedlungen - in Elusa vor allem in flachen Landschaftszonen Landwirtschaft betrieben wurde, die für das ansonsten übliche „Run-off-Farming“ ungeeignet waren. Stattdessen scheint man in erheblichem Umfang über Tiefbrunnen auf Grundwasservorkommen zurückgegriffen zu haben. Besonders intensiv scheint hierbei der Weinanbau betrieben worden zu sein. Dies bedeutet auch, dass die bisherigen Kalkulationen zur landwirtschaftlichen Nutzflächen im Negev stark nach oben korrigiert werden müssen und Elusa ein bedeutender Überschussproduzent an Wein gewesen sein könnte. Diese bislang unbeobachtete Situation bildet eine wichtige Ergänzung der bisherigen Erforschung der Negev-Landwirtschaft und erfordert eine umfassende Neubewertung der Rolle der Stadt im regionalen Gesamtgefüge.

Teilnehmer: M. Heinzelmann, T. Gini-Erickson, Ch. Schöne, A. Schröder, D. Wozniok, Ch. Avenarius, M. Kammerzel, O. Heldt, D. Pass

Kooperation: Israel Antiquities Authority, Israel National Park Authority