Carissa befindet sich ca. 60 km östlich von Cadiz zwischen Bornos und Espera. Der Ort liegt -bis heute unüberbaut - auf einem hohen, weithin sichtbaren Hügel im mittleren Guadalete-Tal, einem kleineren Nachbartal des Guadalquivir. Er wird von einem furchtbaren Umland umgeben, das vor allem dem Getreideanbau diente. Carissa scheint auf iberische Ursprünge zurückzugehen und entwickelte sich in römischer Zeit zu einem der bedeutendsten Zentren dieser Region. Die mit einer Mauer umfasste Stadt erreichte eine Ausdehnung von ca. 25 Hektar und erstreckte sich vor allem auf den nach Süden steil abfallenden Hängen des Siedlungshügels. Außerhalb der Stadt gibt es ausgedehnte Nekropolen mit ungewöhnlichen Felsgräbern lokaler Tradition und römischen Grabbauten. Vor allem in der frühen Kaiserzeit scheint es zu einem massiven Ausbau der Akropolis und des mittels aufwendiger Terrassierungen dem Hang abgetrotzten Forums gekommen zu sein. Von hier stammen vermutlich auch zwei bekannte Marmorporträts der Antonia Minor und Agrippina Minor. Die Siedlung scheint bis in die Spätantike bestanden zu haben.
Während der dreiwöchigen Feldkampagne wurden verschiedene Arbeiten durchgeführt. Einerseits konnte mittels flächendeckender Drohnenbefliegung ein hochauflösendes digitales Geländemodell des gesamten Siedlungshügels erzeugt werden, andererseits wurden alle obertägig sichtbaren Strukturen mittels GPS eingemessen. Der Schwerpunkt lag aber auf der Durchführung geophysikalischer Prospektionen. Hierbei konnte die Siedlung fast vollständig mittels Magnetometrie untersucht werden, was u.a. den Nachweis größerer Baustrukturen und Straßenverläufe ermöglichte. Aufgrund einer langanhaltenden Trockenperiode erwiesen sich die Bodenverhältnisse für elektrische Widerstandsmessungen und Bodenradar als ungünstig, so dass sie zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden sollen. Insgesamt haben sich erste vielversprechende Einblicke in die Stadtstruktur ergeben, die in Zukunft weiter ausgebaut werden sollen.
Teilnehmer: J. Beltran Fortes, D. Romero Vera, M. Heinzelmann, J. Lehmann (Leitung), A. Schröder (Organisation), Ch. Avenarius, M. Berger, S. Knura, H. Schnorbusch, Ch. Schöne, D. Touloumpas
Kooperation: Ayuntamiento de Borno, Departamento de Prehistoria y Arqueología de la Universidad de Sevilla