zum Inhalt springen

Forschung aktuell

September 2013: Kimmerik (Krim) - Grabungskampagnen 2012-2013

Die Siedlung Kimmerik liegt an der Südostküste der Kertsch-Halbinsel auf dem Opuk, einem markanten, etwa 180 m hohen, Bergrücken. Der zentrale Bereich der antiken Siedlung befindet sich auf einem nach allen Seiten hin steil abfallenden Hochplateau und umfasst eine Fläche von mindestens 6,8 ha. Der durch die Geländetopographie am besten geschützte, etwa 1,3 ha große, Ostabschnitt des Plateaus (Zitadelle) ist durch eine mit Türmen verstärkte Abschnittsmauer vom übrigen Siedlungsareal getrennt. Das Fundmaterial spricht für eine Datierung der Siedlung und der Zitadelle vom 4. bis zum 6. Jh.

Seit 2012 wird die Siedlung auf dem Opuk vom der Krim-Abteilung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften (Internationales Süd-Bosporanisches Archäologisches Team) in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut (Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen) der Universität zu Köln erforscht. Die Arbeiten der beiden ersten Grabungskampagnen konzentrierten sich auf den östlichen Bereich der Zitadellenbefestigung und den zentralen Bereich der vorgelagerten Siedlung.

Unsere Sondagen am großen Nordwestturm und an der Abschnittsmauer haben gezeigt, dass die Abschnittsmauer der Zitadelle frühestens im letzten Viertel des 4. Jhs. errichtet wurde. Spuren einer älteren Vorgängerbefestigung fehlen bisher. Im Südwesten der Abschnittsmauer konnten wir das Westtor der Zitadelle freilegen. Ein in der Tordurchfahrt gefundener bosporanischer Stater des 3. oder 4. Jhs. gibt uns den terminus post quem für das Ende der ersten Nutzungsphase des Tores. Zu einem späteren, bisher noch nicht näher zu fassenden, Zeitpunkt wurde das Tor durch halbrund vorspringende Türme verstärkt. Das Fundmaterial aus den jüngsten Schichten datiert in die zweite Hälfte des . und die erste Hälfte des 6. Jhs.

Im Vorfeld der Zitadelle haben wir im Zentrum der antiken Siedlung ein teilweise in den anstehenden Felsen eingetieftes, etwa 9,0x4,5 m großes, Gebäude freigelegt. Die fast völlig vergangenen Lehmziegelmauern gründeten auf einem Sockel aus großen Bruchsteinen. Ein Denar des bosporanischen Königs Kotis III (ca. 227-233/234), der unter dem südöstlichen Eckstein des Hauses gefunden wurde, gibt den terminus post quem für die Errichtung des Baus. Auf dem Fußboden lag Keramik des 3. und frühen 4. Jhs., in den höheren (Verfüll-?)Schichten auch des 5. Jhs. Jüngeres Fundmaterial, wie es im Bereich der Zitadelle gefunden wurde, fehlte.

Begleitend zu den Ausgrabungen wurde mit der Aufnahme der zahlreichen obertägig sichtbaren Baubefunde begonnen. Zahlreiche Gebäudereste, die im Vorfeld der Zitadelle und am Nordhang des Opuk zu erkennen sind, sprechen dafür, dass es sich um eine größere städtische Siedlung gehandelt haben muss, die erst im 3. Jh. angelegt wurde. In diese Zeit gehört auch eine am Opuk gefundene Grabinschrift, die einen Ortsvorsteher überliefert. Das Haupttor der Stadt ist im Norden zu lokalisieren. Eine rampenartige Zufahrt führt an dieser Stelle aus der Steppenebene hinauf zum Hochplateau. Tief in den Felsen eingeschnittene Geleisespuren belegen die intensive und lange Nutzung dieser Auffahrt durch größere Karren oder Wägen.

Die Abschnittsbefestigung der Zitadelle scheint erst später, gegen Ende des 4. Jhs., errichtet worden zu sein. Ein möglicher Grund für den Ausbau der Festungsanlagen in dieser Zeit könnte der von Konstantin Porphyrogennetos überlieferte Krieg zwischen Chersonesos und den Bosporanern gewesen sein. Bis in das 5. Jh. hinein dürften Stadt und Zitadelle nebeneinander existiert haben. Wann die Siedlung aufgegeben wurde ist noch nicht restlos geklärt. Zumindest die Zitadelle bestand noch mindestens bis in die erste Hälfte des 6. Jhs.

Projektleitung: Dr. Valentina Mordvintseva (Simferopol), PD Dr. Salvatore Ortisi (Köln)

Mitarbeiter des Archäologischen Instituts: Sonja Dittebrandt M.A., Frederik Kirch M.A., Christoph Lindner, Vasili Tyrsin