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Forschung aktuell

Gerda Henkel Stiftung fördert Forschungsprojekt in Tel Shalem (Israel)

Die Gerda Henkel Stiftung fördert von 2019 bis 2021 die weitere Untersuchung des römischen Militärlager von Tel Shalem (Israel).

Nach vorbereitenden geophysikalischen Prospektionen und einer ersten Testkampagne 2017 in dem römischen Militärlager von Tel Shalem (Israel), fördert die Gerda Henkel Stiftung von 2019 bis 2021 die weitere Untersuchung des Fundortes.

Das im mittleren Jordantal, circa elf Kilometer südlich der modernen Stadt Bet She’an gelegene Militärlager liegt in einer herausragenden strategischen Position mit der es die wichtigsten Fernstraßen der Region kontrolliert. Der Fundplatz Tel Shalem besteht aus einer hellenistisch-römischen Siedlung mit Nekropole, zwei sich überlagernden kaiserzeitlichen Militärlagern sowie einer spätantik-frühbyzantinischen Begräbnisstätte, für die Spolien älterer Monumente verwendet wurden. Archäologische Forschungen brachten mehrere spektakuläre Funde hervor, darunter eine bronzene Panzerstatue Hadrians, ein Bronzeporträt Gordians III., eine Monumentalinschrift für Hadrian sowie Hinweise auf eine zumindest zeitweilige Präsenz einer Abteilung der sechsten Legion. Die ungewöhnlichen Funde haben zu einer kontroversen wissenschaftlichen Debatte über die Rolle von Tel Shalem und der Region Galiläa während des jüdischen Bar Kochba-Aufstands gegen die römische Besatzung in den Jahren 132–135 n. Chr. geführt.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, in Kooperation mit dem Israel Museum und der Hebrew University, beide Jerusalem, den Fundplatz Tel Shalem einer systematischen, multi-disziplinär angelegten Untersuchung zu unterziehen und die Struktur des Platzes sowie die Nutzungsdauer der Militärlager und der zugehörigen Zivilsiedlung zu analysieren. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahren großflächige geophysikalische Prospektionen durchgeführt, bei denen die Ausdehnung und größere Teile der Binnenbebauung der beiden Militärlager erfasst wurden. Bei einer 2017 durchgeführten Testgrabung im Bereich der Principia des jüngeren Lagers konnte das Fahnenheiligtum mit einem vollständig erhaltenen Mosaikboden und einer Stifterinschrift der siebten phrygischen Reiterstaffel freigelegt werden. Der Befund legt die Vermutung nahe, dass das ältere Lager von einer Einheit der 6. Legion angelegt und während des Bar Kochba-Aufstands zerstört wurde. An seine Stelle könnte das jüngere Lager der siebten phrygischen Reiterstaffel getreten sein, das bis zur späten Kaiserzeit Bestand hatte.

Die Testgrabungen belegen den guten Erhaltungszustand sowie das große Potential des Fundortes Tel Shalem, der in den kommenden Jahren in drei weiteren, von der Stiftung geförderten Grabungskampagnen untersucht werden soll. Im Mittelpunkt steht dabei zum einen die Frage nach einer verlässlichen Chronologie der Militärlager, zum anderen nach der Bedeutung des Platzes in der römischen Kaiserzeit: Die ungewöhnliche Architektur und die aufwendige Ausstattung könnten ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei Tel Shalem nicht um ein Standardlager gehandelt hat. In Tel Shalem besteht zudem die Möglichkeit, die längerfristige Entwicklungsgeschichte eines Ortes von seiner Genese als hellenistisch-frührömische Zivilsiedlung über die Anlage zweier aufeinander folgender Militärlager und die von dort ausgehende Neuanlage einer Zivilbebauung bis zur Aufgabe des Platzes zu studieren. Das Forschungsprojekt verspricht, neues Licht auf die römische Militärpräsenz in Judäa und ihre Auswirkungen vor und nach dem Bar Kochba-Aufstand zu werfen.

Leitung: M. Heinzelmann, E. Deschler-Erb (Universität zu Köln), B. Arubas (Hebrew University), D. Mevorah (Israel Museum Jerusalem)

Förderung: Gerda Henkel Stiftung