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Forschung aktuell

Spätsommer 2019: Abschluss der Ausgrabungen auf der Insula 22 in der Colonia Ulpia Traiana (CUT-Xanten)

Vom 26. August bis zum 20. September fand die erfolgreiche Abschlusskampagne der Lehrgrabung in der Colonia Ulpia Traiana (CUT) statt.

Zwischen dem 26. August und dem 20. September 2019 wurden die Grabungen in Xanten fortgesetzt, die sich innerhalb der ehemaligen Colonia Ulpia Traiana (CUT) im Bereich der östlich des Burginatium-Tores gelegenen Insula 22 befinden. Die archäologischen Untersuchungen, die im Rahmen einer Lehrgrabung des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln mittlerweile im vierten Jahr durchgeführt werden, fanden in bewährt enger Kooperation mit dem LVR-Archäologischen Park Xanten/LVR-RömerMuseum statt. Neben den wissenschaftlichen Fragestellungen stand wieder vor allem die Ausbildung der Studierenden der Universität zu Köln im Vordergrund, die in den Bereichen Vermessungskunde, Stratigraphie, Grabungstechnik und Dokumentation der Befunde und Funde ausgebildet wurden. Darüber hinaus hatten wir nach 2016 zum zweiten Mal für eine Woche (09.08.-14.08.) den archäobiologischen Feldkurs der prähistorischen und naturwissenschaftlichen Archäologie der Universität Basel zur Unterstützung unserer Forschungen dabei.

Die Kampagne 2019 hatte vor allem das Ziel, die Grabungen auf der Insula 22 zu einem Abschluss zu bringen; dieses Ziel wurde vollauf erreicht.

Im Bereich der Steinbauten aus der Colonia Zeit erfolgte die Abschluss-Dokumentation der Fundament-Strukturen und es gelang uns, im südlichen Bereich der Grabung definitiv eine kleine Badeanlage nachzuweisen. Insbesondere die Reste eines mit wasserdichtem Putz ausgekleideten Wasserbeckens lieferten dazu den Beweis. Zusammengenommen verdichten sich für den gesamten Steinbaukomplex, der wohl ab spätflavisch-frühtraianischer Zeit eingerichtet worden ist, die Hinweise immer mehr, dass wir ein Gebäude zur Unterbringung und Verpflegung von Reisenden vor uns haben.

Neben diesen Befunden aus der Zeit der CUT konnten die Strukturen der Vorcoloniazeit freigelegt werden (Brunnen, Materialgruben und Reste einer Überbauung in Holz). Das zugehörige umfangreiche Fundmaterial lässt einen Beginn dieser frühen Siedlungsaktivitäten bereits in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. vermuten. Als besonderes Highlight ist der Fund eines Deckels aus italischer TS zu vermelden (wohl aus Pisa). Deckel dieser Art sind extrem selten; unser Exemplar ist das erste seiner Art in Niedergermanien.

Neben den rein archäologischen Arbeiten wurde das ab 2018 entwickelte digitale Feldbuch auf einer Teilfläche der Grabung eingesetzt. Mit Hilfe von Tablets war es möglich, die auf einer Grabung gesammelten Daten direkt auf der Fläche elektronisch zu erfassen (papierlose Dokumentation). Zusätzlich zu den etablierten Vermessungs- und Dokumentationswerkzeugen wie Tachymeter und Fotografie konnten wir in diesem Jahr einen Handheldscanner einsetzen. Dieser erfasst simultan Mess- und Bilddaten und ergänzte das terrestrische Laserscanning bei schwer erreichbaren Bereichen. Diese Arbeiten wurden unterstützt durch die Fakultät für Informatik und Ingenieurwesen der Technischen Hochschule Köln (THK) im Rahmen eines Guided Project; Digitales Feldbuch – Digital Excavation Documentation.

Im Rahmen des archäobiologischen Feldkurses der Universität Basel, der neben einer Archäozoologin und einem Archäobotaniker auch von einer Geoarchäologin betreut worden ist, war es den Basler aber auch den Kölner Studierenden möglich, in Arbeitsweisen der naturwissenschaftlichen Archäologie Einblick zu erhalten: Tierknochen der Grabung wurden bestimmt, Erdproben geschlämmt und analysiert und Strukturen auf der Grabungsfläche mikromorphologisch untersucht. Als ein Ergebnis kam bei diesen Arbeiten die bisher älteste Mittelmeermakrele der CUT zutage.

Mit den Grabungen 2019 ist die Feldarbeit unseres Instituts in Xanten auf der Insula 22 abgeschlossen; das folgende Jahr 2020 soll der Aufarbeitung der erfassten Daten sowie deren Publikation gewidmet sein.

Kooperationspartner 2019: Archäologischer Park Xanten (Dr. Martin Müller, Dr. Norbert Zieling)
                                                   Institut für Informatik und Ingenieurwissenschaften (Prof. Dr. Horst Stenzel)

Teilnehmer/Innen 2019:
Ing. Stefan Pircher MA, Stephanie Braun M.Sc. (Grabungsleitung)
Dipl.-Ing. Sabrina Geiermann (3D Dokumentation)
Mark Brämer, Lukas Büscher, Markus Düren, Merlin Faupel, Katharina Gottert, Marie Catherine Gröner, Michaela Grundmeier, Roman Haenßgen, Lotte Hahn, Maruschka Jansen, Sven Klingen, Jana Kuhlmann, Magnus Merkelbach, Marisa Prick, Karina Schnakenberg, Kai Sternenberg, Max Simon (Studierende)

Teilnehmer/Innen archäobiologischer Feldkurs IPNA Basel:
Prof. Dr. Sabine Deschler-Erb, Dr. Örni Akeret, Roger Bressel, Jasmin Götte, Valentin Häseli, Louis Magnus Käser, Viviane Küry, Tabea Müller, René Rickenbach, Benjamin Sichert, Lena Schenker, Pascal Staub, Sascha Stoll

Projektleitung 2018-2019:
Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb

Förderung 2018-2019: Fritz Thyssen Stiftung