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Forschung aktuell

Elusa (Israel): Fünfte Forschungskampagne 2019

Im Rahmen der Untersuchungen der am Rand der Wüste Negev gelegenen Stadt Elusa fand vom 9.2. bis 13.3.2019 eine fünfte Forschungskampagne statt. Wie im Vorjahr erfolgten die Arbeiten in Kooperation mit dem Israelischen Antikendienst und der Abteilung Christliche Archäologie der Universität Bonn. Die Arbeiten wurden durch die German Israeli Foundation und die Gerda Henkel Stiftung finanziert.

Wie in den vorangegangenen Kampagnen konzentrierte sich ein Teil der Arbeiten auf die stratigraphische Untersuchung von Straßen, die aufgrund regelmäßiger Erneuerungsphasen als guter Indikator für städtebauliche Dynamiken gelten können. Eine Straßensondage erfolgte am südöstlichen Stadtrand, wo sich am Ankunftsbereich einer Fernstraße eine platzartige Erweiterung in der städtischen Bebauung ergibt. Die hier am Platzrand durchgeführten Untersuchungen erfassten möglicherweise ein spätantikes Handelsgebäude unter dem sich mehrere Vorgängerphasen älterer Bauten fanden. Die Nutzung dieses Stadtgebiets reicht vom 1./2. Jh.n.Chr. bis ins 7. Jh. Eine weitere Straße am nordwestlichen Stadtrand erbrachte hingegen eine kontinuierliche Nutzung vom 3./2. Jh.v.Chr. bis zum Ende der Spätantike. Es verdichten sich damit die Hinweise, dass der älteste Siedlungsnukleus von Elusa im Nordwesten des Stadtgebietes liegt.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Untersuchung einer großen Thermenanlage, deren Existenz durch geophysikalische Prospektionen und Surveybefunde nahelegt wurde. Mit einer Ausdehnung von ca. 50 x 30 m handelt es sich um das bislang größte römische Badegebäude in der Negev-Region. In zwei Sondagen wurde einerseits ein großer Heißbaderaum (Caldarium) mit Befeuerungsanlage, andererseits der Eingangsbereich nach Süden untersucht. Die Außenmauern des Caldariums sind noch ca. 6,5 m hoch erhalten. In seinem Innern fanden sich die seiner Marmorverkleidung beraubten Reste eines großen Badebeckens. Die darunter vollständig erhaltene Hypokaustenanlage war über eine große Befeuerungsöffnung auf der Westseite zugänglich. Hier fanden sich vielfache Nutzungsspuren und Umbauten sowie große Ascheansammlungen. Sie belegen insgesamt eine lange und intensive Nutzung belegen, wobei die Erbauungszeit entsprechend der vorläufigen Auswertung ins 2. Jh. zurückreicht. Die Wasserversorgung dieser ungewöhnlich großen Thermenanlage erfolgte über einen mehrfach instand gesetzten Wasserturm, der möglicherweise von einem Tiefbrunnen gespeist wurde. Im Bereich des südlichen Eingangs fand sich eine fragmentierte Statuenbasis, mit einer Weihinschrift der Bürgerschaft Elusas an den Kaiser Flavius Valerius Constantius, wodurch sich eine Datierung in die Jahre 293 bis 305 n.Chr. ergibt. Vermutlich gehörte die Basis zu einer größeren Statuengruppe, die alle vier Mitglieder der Tetrarchie dargestellt hat. Mit dem Fund ist der Name Elusas erstmals in einer am Ort gefundenen Inschrift nachgewiesen.

Auch die in der vorangegangenen Kampagne von der Abteilung Christliche Archäologie der Universität Bonn begonnenen Untersuchungen der Basilika B im Westen des Stadtgebiets wurden fortgesetzt. Freigelegt wurde ein gut erhaltener Seitenraum (Pastophorium) neben der letztjährig untersuchten Hauptapsis der Kirche sowie ein ursprünglich aufwendig mit Marmor dekorierter Nebenraum seitlich der Eingangsfassade.

Im Suburbium wurde die Erfassung der gut erhaltenen Nekropolen fortgesetzt. Inzwischen sind mehr als 5000 Einzelbestattungen mittels GPS erfasst worden. Die Ausdehnung der Nekropolen, die das gesamte Stadtgebiet umringen, kann auf über 100 Hektar geschätzt werden, wobei die Mehrzahl der Gräber unter einer dichten Schicht aus Flugsand verborgen ist. Erstmals wurden auch in der weiteren Umgebung der Stadt Begehungen durchgeführt, wobei - abhängig von den geographischen Gegebenheiten - verschiedene Agrarsysteme dokumentiert werden konnten: in den hügeligen Regionen im Süden des Stadtgebietes die regionaltypischen Damm- und Terrassenanlagen des Run-Off-Farming-Systems, ausgedehnte Terrassierungssysteme entlang der großen Wadi-Ufer sowie wahrscheinlich aus Tiefbrunnen bewässerte Weinanbauflächen im flachen Gelände östlich des Stadtgebietes. Letztere sind bislang im Negev nicht bekannt und sollen in Zukunft genauer untersucht werden.

Kooperationspartner: Israel Antiquities Authority (T. Erickson-Gini), Abteilung Christliche Archäologie Universität Bonn (S. Schrenk)

Teilnehmer Köln: Ch. Schöne (Koordination), M. Brämer, St. Braun, M. Broisch, L. Delbach, L. Hillmann, M. Hüppe, S. Knura, M. Kühn, Sh. Moshfeg Nia, L. Niehus, F. Nitschke, A. Recht, A. Schiffmann, A. Schröder, J. Seidel, K. Zerzeropulos

Teilnehmer Bonn: F. Jordan (Koordination), St. Archut, E. Igelmund, M. Laux, S. Weitze, F. Wulfmeier

Verantwortliche: M. Heinzelmann, T. Erickson-Gini

Finanzierung: German Israeli Foundation, Gerda Henkel Stiftung