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Forschung aktuell

Die befestigte späteisenzeitliche Flachlandsiedlung von Kerpen-Manheim. Das Rheinland am Übergang von der Präh- zur Historie

Die befestigte späteisenzeitliche Flachland-Siedlung von Kerpen-Manheim im Manheimer Erbwald (BM 153) konnte bisher nur in Teilen ergraben werden. Da durch den voranschreitenden Braunkohle-Tagebau in den nächsten Jahren der totale Verlust dieser Anlage droht, ist eine vollständige Erforschung notwendig.

Dank einer Finanzierung durch die „Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier“ war es nach einer ersten Kampagne 2020 auch im August/September 2021 möglich, im Rahmen einer Lehrgrabung der Archäologie der Römischen Provinzen einen weiteren Teil der Erforschung des Erdwerks von Kerpen-Manheim anzugehen.

Im letzten Jahr konnte ein Teil des westlichen Grabens untersucht werden. Aufgrund der dynamischen Anpassung an den Abbaustand des Tagebaus, sowie der landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche wurde für die diesjährige Grabungskampagne ein Abschnitt des südlichen Grabens ausgewählt.

In diesem Bereich fand zwischen dem 23. August und dem 21. September unter der Leitung von Stefan Pircher und Sebastian Knura die Ausgrabung statt. Hierbei konnten zwölf Studierende des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln in alle auf einer Grabung anfallenden Arbeitsschritte eingewiesen werden und diese selbstständig durchführen. Hierzu zählten unter anderem die korrekte Nutzung des Grabungsgeräts und der Vermessungstechnik sowie die digitale und analoge Befunddokumentation. Des Weiteren wurde bereits im Feld eine Aufbereitung des Fundmaterials durchgeführt (waschen/beschriften, bestimmen, zeichnen). Diese Arbeiten wurden durch Judith Monschau beaufsichtigt und geleitet.

Im Rahmen dieser zweiten Grabungskampagne im Erdwerk von Kerpen-Manheim (HA 2021/0004) stand erneut dessen Verteidigungs-Graben im Mittelpunkt der Arbeiten. Dieser konnte auf der gesamten Länge des Grabungsschnitts im Negativ entnommen und untersucht werden. Dabei fielen große Unterschiede im Vergleich zur letztjährigen Kampagne auf. Im Südbereich beträgt die Breite im Durchschnitt lediglich 1,80 m im Vergleich zu 2-2,50 m im Westbereich. Auch im Profil unterschied er sich deutlich. In Teilen der Grabungsfläche betrug die Tiefe nur knapp 0,40 m bei einem u-förmigen Profil, in anderen Teilen wurden Tiefen von 0,80 m bei einem fast schon römisch anmutenden V-förmigen Profil erreicht. Weitere Strukturen auf der Fläche waren eher spärlich nachweisbar und sind bis auf eine mutmaßliche Pfostenstellung am ehesten in nachantike Zeit zu datieren.

Die Grabenverfüllung erbrachte erfreulich viel Keramik, die bereits teilweise gewaschen und bestimmt werden konnte. Das Material ist einheitlich und umfasst einheimische Ware der späten Eisenzeit (LT C/D) sowie Fragmente aus frühkaiserzeitlicher  Produktion. Gewisse Formen (Töpfe mit einwärts geneigtem Rand) weisen auf einen Datierungsschwerpunkt in der spätesten Eisenzeit (LT D) hin. Neben Keramik fanden sich im Graben auch noch größere Eisenschlacken sowie ein bleierner (?) Gusskuchen, die am ehesten wohl auf Schmiedearbeiten hindeuten.

Verantwortlich: Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb

Koordination: Ing. Stefan Pircher, BA MA MA, Sebastian Knura B.A.

Kooperationspartner: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland / Außenstelle Titz (Dr. Udo Geilenbrügge / Dr. Martin Grünewald)

Förderung: Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier (2020 und 2021, Folgeantrag in Vorbereitung)

Studierende Teilnehmer*innen: Nina Avci, Denia Biermann, Sonja Blank, Loxy Diercks, Ronja Eckardt, Eleni Karageli, Maximilian Kokus, Sophie Merten, Nick Mikosch, Charly Moes, Judith Monschau, Katharina Przybilla, Simon Voß