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Forschung aktuell

Dezember 2016: Feldforschungen im Forum von Brigantium/Bregenz (A)

In einer ersten Kampagne wurde ab dem 12.09.2016 eine ca. 500 m² große Fläche untersucht, auf der bei den Ausgrabungen des 19. Jh. u. a. ein Eingangsbereich mit einer vorgelagerten Halle lokalisiert werden konnte. Ließen die Aufzeichnungen der früheren Ausgräber eine zweiphasige Anlage vermuten, zeichnet sich mittlerweile eine komplexe Baugeschichte des gesamten Areals ab.

 

Das römische Bregenz, verkehrsgeographisch günstig an der Mündung des Alpenrheins in den Bodensee gelegen, wird seit der Mitte des 19. Jh. feldarchäologisch erforscht. Das Siedlungsareal des bedeutendsten raetischen Zentralortes auf dem Gebiet des heutigen Österreich erstreckt sich auf nahezu 30 Hektar und liegt größtenteils auf einem Plateau ~ 30 m über dem Talboden. Bereits im Jahre 1888 wurden von Samuel Jenny große Teile des sog. Forums der städtisch anmutenden Siedlung freigelegt. Nachdem der jüngste Bauzustand 96,5 x 54,6 m bzw. 5.300 m² großen Anlage seit den damaligen Aktivitäten bekannt ist, konnten in den letzten Jahrzehnten weitere Aufschlüsse die Erkenntnisse Samuel Jennys bestätigen. Mit der Wiederaufnahme der Grabungstätigkeiten sind nunmehr neue Aspekte zur Baugeschichte des sog. Forums selbst zu erwarten, welches nach Ausweis von Altfunden in flavischer Zeit errichtet worden sein soll. Erstmals in der beinahe 130-jährigen Forschungsgeschichte dürften stratifizierte Fundkomplexe neue Hinweise nicht nur zur Entstehung, sondern auch zur chronologischen Einordnung von Um- und Ausbauten sowie zum Ende der Anlage geben.

In einer ersten Kampagne wurde ab dem 12.09.2016 eine ca. 500 m² große Fläche untersucht, auf der bei den Ausgrabungen des 19. Jh. u. a. ein Eingangsbereich mit einer vorgelagerten Halle lokalisiert werden konnte. Ließen die Aufzeichnungen der früheren Ausgräber eine zweiphasige Anlage vermuten, zeichnet sich mittlerweile eine komplexe Baugeschichte des gesamten Areals ab. Abgesehen von mindestens einem größeren Brandereignis wurde die südliche Ecke des Forums mehrfach umgestaltet und stellte zumindest zeitweise den Haupteingangsbereich dar. Die bis dato geborgenen Funde legen Zeugnis ab von einer plastisch reich ausgestalteten monumentalen Anlage, die als Kristallisationspunkt römischen Siedlungswesens im Alpenrheintal eine herausragende Stellung innehatte.

Initiiert wurde das Projekt im Zuge einer topographischen Neuaufnahme des römischen Bregenz. Die forschungsgeleitete Maßnahme stellt, abgesehen von den profunden Vorarbeiten, einen Modellfall für eine internationale Zusammenarbeit dar: als Forschungsinstitution interagiert das Archäologische Institut, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt, Abteilung Archäologie, dem archäologischen Dienstleister TALPA GnbR und insbesondere mit dem vorarlberg museum. Für 2017 ist eine Fortsetzung der Arbeiten geplant, um eine ältere römerzeitliche Nutzung des Areals zu erfassen.

 

Wissenschaftliche Leitung: Karl Oberhofer

Kooperationspartner: TALPA GnbR – Büro für archäologische Dienstleistungen ; vorarlberg museum .