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Forschung aktuell

August 2011: Zweite Forschungskampagne in Dimal (Albanien)

Vom 17.7. bis 14.8.2011 fand die zweite und vorerst abschließende Forschungskampagne in der illyrischen Bergsiedlung Dimal statt.

Die gemeinsam mit dem albanischen Archäologischen Institut in Tirana und in Kooperation mit der Fachhochschule Köln durchgeführte Kampage war äußerst erfolgreich. Auf der Akropolis konnte ein neuer hellenistischer Tempel und weitere öffentliche Bauten nachgewiesen werden, die in einer späten Phase durch einen kleinen Kirchenbau überlagert wurden. Das bereits letztjährig entdeckte Theater wurde mit einer weiteren Sondage im Bereich der Orchestra untersucht. Die erste Sitzreihe mit einfachen Prohedrie-Sesseln fand sich noch in situ. Im Westen des Stadtgebietes konnten die Reste eines monumentalen, nach Apollonia weisenden Stadttores freigelegt werden, das von zwei quadratischen Türmen eingefasst war. Die Bautechnik entspricht der hellenistischen Stadtmauer von Apollonia mit einem Sockel aus Steinquadern und einem aufgehenden Mauerwerk aus gebrannten Ziegeln. Weitere Sondagen betrafen Wohn- und Handwerkerbereiche und die Agora. Ferner wurden die letztjährig begonnenen geophysikalischen Prospektionen fortgesetzt und die Erfassung des gesamten Siedlungsareals mittels Laserscanning abgeschlossen.

Nach einer vorläufigen Auswertung der Fundkeramik lässt sich ein erstes Bild der Stadtentwicklung skizzieren: Funde des 5./4. Jh.v.Chr. zeigen, dass der Berg ab diesem Zeitpunkt besiedelt war. Vermutlich geht der letztjährig untersuchte Mauerring der Akropolis auf diese frühe Phase zurück. Nach dessen Zerstörung kommt es ab der Wende vom 3. zum 2. Jh.v.Chr. zu einem umfassenden Neubauprogramm, bei dem sämtliche Bauten der Akropolis, das Theater und die neue, wesentlich größere Stadtmauer errichtet wurden. Die Akropolis wird mit großen Terrassierungen überformt, wobei die älteren Siedlungsreste weitgehend zerstört worden zu sein scheinen. Diese Beobachtungen sind vor dem Hintergrund der historischen Überlieferung zu sehen, wonach Dimal im 1. Makedonischen Krieg nach einwöchiger Belagerung von Rom (219 v.Chr.) erobert wurde. Möglicherweise geht die Zerstörung der älteren Akropolismauer auf dieses Ergeignis zurück, während sich die große Neubauphase unter römischer Herrschaft vollzieht. Dimal scheint hierbei aufgrund seiner wichtigen strategischen Rolle - zusammen mit Apollonia - mittels einer neuen Stadtmauer befestigt worden zu sein, was als gezielte Sicherungsmaßnahme gegen Makedonien zu verstehen ist. Die Blütezeit der Stadt ist im 2. und frühen 1. Jh.v.Chr. In diesem Zeitraum findet ein intensiver Handelskontakt mit Apollonia und Süditalien statt, von wo in großer Zahl Feinkeramik bzw. Weinamphoren importiert werden. Interessanterweise brechen ab augusteischer Zeit jegliche Siedlungsspuren ab; es scheint als sei die Stadt innerhalb eines kurzen Zeitraums, vielleicht in einem gezielten Vorgang verlassen worden. Die nun anstehende Auswertung der Grabungsdaten wird zeigen, inwieweit sich dieses vorläufige Bild weiter festigen und verfeinern lässt.

Leitung: Michael Heinzelmann, Belisa Muka, Norbert Schöndeling

Koordination: Manuela Broisch, Jost Broser

Teilnehmer: Lisa Berger, Johanna Fuchs, Sabrina Geyermann, Dorothee Heinzelmann, Maria Heitkamp, Peter Knösel, Jacqueline Lauper, Ariol Porja, Paulin Pushimaj, Marc Rappe, Mareike Röhl, Rita Sardak, Christiane Römer-Strehl, Christian Schöne, Janine Seidel, Ruth Stiefelhagen, Blerina Toçi, Klodian Velo, Ilir Zaloshnja, Alketa Zejnati

Kooperation: Archäologisches Institut Tirana, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege Fachhochschule Köln

Förderung: RheinEnergie Stiftung

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