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Forschung aktuell

Augsburg-Oberhausen. Neue Forschungen zu einem altbekannten Fundort

Der spätaugusteische Fundplatz von Oberhausen befindet sich im Nordwesten der Stadt Augsburg am Zusammenfluss von Wertach und Lech. Durch Grabungen der letzten Jahre konnten neue Erkenntnisse zu diesem altbekannten und für die Forschung sehr wichtigen Fundort gewonnen werden.

Seit mehr als hundert Jahren ist in Augsburg-Oberhausen eine frühkaiserzeitliche (Militär-)Präsenz belegt, die seitdem zu den wichtigsten Zeugnissen römischer Okkupation im bayerischen (raetischen) Voralpenland zählt. Vor allem 1913 fanden hier in einem kiesigen Umfeld Grabungen statt, die jedoch aufgrund des Kriegsbeginns 1914 nicht mehr fortgesetzt werden konnten. Das umfangreiche Fundmaterial umfasst vor allem Objekte aus Metall (u.a. Militaria, Handwerksgerät, Hausrat, Tracht und Schmuck), zahlreiche Münzen und vergleichsweise wenig Keramik; die Neuedition der bereits 1973 vorgelegten Metallfunde steht kurz vor der Publikation. Aufgrund des Münz- und Keramikspektrums (Auswertungen der 60er Jahre) konnte Augsburg-Oberhausen in die spätaugusteische Zeit datiert werden; mögliche Deutungen der Fundstelle reichen von einem Doppellegionslager bis hin zu einem Schlachtfeld oder einem einheimischen Opferplatz.

Nachdem die Fundstelle lange Zeit unter einer Fabrik verborgen und nahezu verschollen gewesen ist, kam diese nach dem Abriss der Fabrikgebäude wieder zum Vorschein und kann seit 2020 intensiv erforscht bzw. ausgegraben werden. Die Archäologie der Römischen Provinzen des Archäologischen Instituts ist aktiv an diesen neuen Forschungen beteiligt und im Rahmen eines Hauptseminars waren wir (Dozent und sechs Studierende) vom dritten bis zum siebten Januar 2022 in Augsburg, um die zahlreichen Metallfunde aus den neuen Grabungen zu sichten und vorläufig in einer Datenbank zu erfassen. Die damit vorgelegte repräsentative Stichprobe zum metallischen Fundmaterial dient als eine wichtige Grundlage für die weitere Aufarbeitung dieser Fundstelle, die im Rahmen eines größeren interuniversitären Forschungsprojekts in Angriff genommen werden soll.

Teilnehmer: Lea Blumenröder, Aurélie Crausaz, Ole Denda, Eckhard Deschler-Erb (Dozent), Aleksandra Kruglova, Sophie von Prónay, Wolf Robert Spitzbarth

Kooperation: Stadtarchäologie Augsburg (Sebastian Gairhos); Goethe Universität Frankfurt, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. II, Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike (Fleur Kemmers); Ludwig-Maximilians Universität München, Provinzialrömische Archäologie (Salvatore Ortisi); Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Florian Schimmer)

Literatur: E. Deschler-Erb, Die Metallfunde aus den Altgrabungen in Augsburg-Oberhausen. Katalog- und Tafelband. Augsburger Beiträge zur Archäologie 9 (Augsburg 2022)